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Marc Jongen, ESN Fraktion
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Marsch für die Wissenschaft: Zwischen Ideologie und Wissenschaft

Marsch für die Wissenschaft: Zwischen Ideologie und Wissenschaft

Marsch für die Wissenschaft: Zwischen Ideologie und Wissenschaft

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„Science Guy“ Bill Nye Foto: picture alliance/AP/Invision
Marsch für die Wissenschaft
 

Zwischen Ideologie und Wissenschaft

Der am Samstag in Washington D.C. und weltweit stattfindende „March for Science“ richtet sich vor allem gegen die angeblich wissenschaftsfeindliche Haltung der neuen US-Regierung. Aber auch linke, vermeintlich wissenschaftsaffine Akademiker, stehen oft mit objektivem Erkenntnisgewinn auf Kriegsfuß. <>Ein Kommentar von Lukas Mihr.<>
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In den USA wollen am morgigen Samstag beim March for Science tausende Menschen sowie kleinere Gruppen in anderen Ländern für den Erhalt der Wissenschaft demonstrieren. Ihr Marsch richtet sich hauptsächlich gegen den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump und die Republikaner. Das Weiße Haus steht dem Klimawandel skeptisch gegenüber und hat Budgetkürzungen im Bereich der Kultur- und Geisteswissenschaften angekündigt.

Viele Anhänger der republikanischen Partei glauben nicht an Urknall und Evolution, sondern an die biblische Schöpfung. Ohne Zweifel hat der March for Science seine Berechtigung. Aber wie halten Linke es mit wissenschaftlichen Erkenntnissen? Tatsächlich haben beide politische Lager damit ihre eigenen Schwierigkeiten.

Gleichheit ist die oberste Maxime

Unter Umweltschützern ist etwa die Sorge weitverbreitet, daß genmanipulierte Nahrungsmittel gefährlich sind, auch wenn dies nicht durch Studien gestützt ist. Genfrei soll das Essen sein – dann bliebe aber nur noch Leitungswasser als Option. In der linken Presselandschaft erregten Meldungen über krebserregendes Glyphosat im Bier weite Aufmerksamkeit. Daß man allerdings 1.000 Liter Bier täglich (!) trinken müßte, um eine gesundheitsgefährdende Konzentration aufzunehmen, erfuhren nur die wenigsten Leser.

Biologie wird im linken Lager nur dann anerkannt, wenn sie Tiere beschreibt. Eine Aussage über Menschen wäre ja schließlich biologistisch! Eine Killerphrase, mit der eine Diskussion von vornherein abgewürgt werden soll. Ob Intelligenz genetisch bedingt ist und ob es Unterschiede zwischen den Rassen und Geschlechtern gibt, ist eine Debatte, die das linke Lager aud ideologischen Gründen nicht zu führen bereit ist – Gleichheit ist die oberste Maxime.

Denn wenn Intelligenz genetisch bedingt ist, dann lassen sich die Leistungsunterschiede zwischen Ober- und Unterschicht auch durch das beste Bildungssystem nicht ausgleichen. Ein weiterer unerwünschter Fakt: Männer weisen eine breitere Streuung der IQ-Werte auf. Während sie etwas stärker im höheren und im niedrigen Bereich vertreten sind, befinden sich Frauen eher in der Mitte.

Man akzeptiert nur, was ins eigene Weltbild paßt

Das könnte einerseits die Dominanz von Männern in den DAX-Vorständen erklären, aber eben auch, warum sie häufiger obdachlos bzw. Gefängnisinsassen sind. So oder so: eine Gesellschaft, in der weder soziale Herkunft noch das Geschlecht Auswirkungen auf den beruflichen Erfolg haben, scheint nur schwer möglich, allen linken Utopien zum Trotz. Eine Ausnahme gibt es.

Daß die Biologie, also Gene und Hormone, die sexuelle Orientierung eines Menschen bestimmen, wird kein Linker bestreiten. In den USA predigen viele konservativen Christen, daß Schwule sich für ihren sündhaften Lebensstil bewußt entschieden haben und durch eine Therapie auch wieder zu Heterosexuellen werden können. Hier hält die amerikanische Linke – durchaus korrekt – entgegen, Homosexuelle seien mit ihrer Veranlagung geboren worden und können folglich nicht „geheilt“ werden.

Die Erkenntnisse über Erblichkeit von Intelligenz, Geschlechterdifferenzen und die Ursachen der Homosexualität wurden alle durch dieselbe wissenschaftliche Methode gewonnen und sind daher gleichermaßen gut fundiert. Viele Linke entscheiden sich allerdings nur für diejenigen Erkenntnisse, die mit ihrem Weltbild vereinbar sind. Logischerweise kommt es dabei immer auch zu „Zufallstreffern“ – ein linker Homosexuellen-Aktivist könnte aber im Zweifelsfalle kaum begründen, auf welche Weise die Wissenschaft zu ihrer Erkenntnis gekommen ist.

Freie Meinungsäußerung unter Beschuß

In einer US-Studie wurden Anhänger und Gegner der Evolutionstheorie über das unterschiedliche Sexualverhalten von Männern und Frauen befragt. Paradoxerweise trafen jedoch die Gegner der Evolutionstheorie die korrekteren Aussagen über die Geschlechtspräferenzen – die sich ja im Laufe der Evolution herausgebildet hatten. Die eher liberalen Anhänger der Evolutionstheorie wollten keine Unterschiede zwischen Mann und Frau erkennen – denn das wäre ja sexistisch!

Eine Unterdisziplin der Psychologie befasst sich mit „stereotype accuracy, also der Fragestellung, ob Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen auch eine reale Entsprechung haben. So kam beispielsweise eine Studie des Linguisten Emil Kirkegaard im vergangenen Jahr zu der Erkenntnis, daß die Einschätzung der Dänen, welche Einwanderergruppe mit welcher Häufigkeit Sozialhilfe bezieht, relativ genau die tatsächlichen Verhältnisse abbildet. Letztlich sind diese Probleme hausgemacht. Die verfehlte Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte mag Mängel im wissenschaftlichen Denken erklären – nicht aber dessen kategorische Ablehnung.

Schuld daran dürfte vor allem die Diskussionskultur in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen sein. Dort steht die freie Meinungsäußerung unter Beschuß. Auf amerikanischen und immer häufiger auch auf deutschen Campus (siehe die Debatte um Jörg Baberowski oder Herfried Münkler) werden unbequeme Geister in die rechte Ecke gedrängt und mundtot gemacht. Gegen geplante Auftritte entzündet sich ein Protest, weil die Universität als „safe space“ keine Meinungen zulassen darf, von denen man sich beleidigt fühlen könnte.

Naturwissenschaftler hinterfragen mehr

Ein geringeres Niveau ist den Geisteswissenschaften jedoch inhärent. Während ein Geisteswissenschaftler oft zufrieden seine Arbeit abschließt, sobald er genug Argumente für die eigene Position gefunden hat, fängt ein Naturwissenschaftler dann gerade erst an. Er wird versuchen, möglichst viele Argumente gegen seine These zu finden, bevor er sich seiner Sache sicher ist.Ein Geisteswissenschaftler trifft zumeist spezielle Aussagen, die also jeweils für eine Person, ein Jahr, ein Land etc. zutreffend sind, während der Naturwissenschaftler allgemeine Aussagen trifft, die auch Vorhersagen bezüglich der Zukunft ermöglichen – zum Beispiel den Zeitpunkt der nächsten Sonnenfinsternis.

Naturwissenschaftler sind daher stetig bemüht ihre eigene Erkenntnis immer wieder aufs neue zu hinterfragen, wo Geisteswissenschaftler eine „Wahrheit“ nach der anderen produzieren. Einer der Hauptredner beim morgigen Marsch wird Bill Nye sein – in Amerika als der „science guy“ bekannt. In seiner Sendung erklärt er regelmäßig die Mysterien des Universums. Nyes Teilnahme war jedoch im Vorfeld umstritten. Als weißer, heterosexueller Mann decke er nicht die gesamte Vielfalt der US-Bevölkerung ab, so die Kritik. Außerhalb seiner vertrauten Gefilde sind Nyes Aussagen übrigens oft weit weniger wissenschaftlich. Vor zwei Jahren erklärte er, der Aufstieg des Islamischen Staates sei eine direkte Folge des Klimawandels. So einfach ist das.

„Science Guy“ Bill Nye Foto: picture alliance/AP/Invision
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