„Real ist wie Hollywood, wir drehen jeden Tag einen neuen Film und der Film ist es wert, wenn du Tom Cruise in der Hauptrolle hast.“ Stolz wie ein Spanier protzte Jose Angel Sanchez, Generaldirektor von Real Madrid, als er vergangenen Montag den teuersten Transfer in der Geschichte des Profifußballs unter Dach und Fach gebracht hatte.
Durch Zahlung der gigantischen Ablösesumme von 100 Millionen Euro (plus Mitgift des 20-Millionen-Spielers Alvaro Morata) hat er den Mittelfeldspieler Gareth Bale aus Tottenham zum „besten Fußballclub der Welt“ geholt.
Damit hat Sanchez den Nagel auf den Kopf getroffen, besonders in einem Punkt. Denn die Ähnlichkeit zwischen der Traumfabrik am Pazifik, wo man jahrelang größenwahnsinnige Filmprojekte mit „stupid German money“ aus deutschen geschlossenen Medienfonds finanzierte, und den mit 600 Millionen verschuldeten „Königlichen“ aus Madrid ist frappierend.
Schuldenschnitt für überschuldete Fußballclubs
Spätestens mit der Haftung durch Euro-Rettungsschirme und Europäische Zentralbank (EZB) sind deren Transfereskapaden ebenfalls durch „dummes deutsches Geld“ abgesichert. Kein anderer europäischer Verein hat sich so darauf spezialisiert, fremde Gelder für jenes Geschäftsgebaren aufzuwenden, das derselbe Sanchez vor Jahren als „weniger auf Verstand als auf grenzenlose Leidenschaft“ gründend charakterisierte.
Wen stört es da schon, daß die spanische Geldgeberbank der Madrilenen am Tropf der EZB hängt, welche für „frisches Geld“ aus Frankfurt auch schon mal Spieler wie Cristiano Ronaldo als Sicherheit aufbietet? Oder daß die überschuldete öffentliche Hand dem Verein für ein 400.000-Euro-Grundstück knapp 23 Millionen Euro überweist? Wozu gibt es schließlich die europäischen Strukturfonds?
Sportlich gesehen wäre vielleicht auch ein Schuldenschnitt für überschuldete Fußballclubs denkbar. Schließlich geht es um ein nationales Kulturgut. Blöd aus der Wäsche schauen würden dann allenfalls die Münchner Bayern mit ihrem spießigen Festgeldkonto. (bä)