Die Absage eines Interviews mit Fußball-Legende Horst Eckel durch den Deutschen Fußballbund schlägt hohe Wellen. Die Hintergründe des Falls schildert der zuständige JF-Redakteur Moritz Schwarz in einem Gespräch mit der Internet-Redaktion:
Herr Schwarz, die Telefone stehen nicht still: Inzwischen haben sich zahlreiche Leser der JUNGEN FREIHEIT beim Deutschen Fußballbund (DFB) über die Zensur des Interviews mit Horst Eckel beschwert. Der Verantwortliche in der DFB-Pressestelle, Thomas Hackbarth, wäscht allerdings seine Hände in Unschuld: Nicht der DFB, sondern Horst Eckel habe das Interview zurückgezogen. Was stimmt denn nun?
Schwarz: Es klingt hart, aber Herr Hackbarth lügt. Herr Eckel wollte das Interview gerne freigeben. Das hat er mir gegenüber am Telefon deutlich gemacht. Dann aber hat Herr Hackbarth persönlich Herrn Eckel per Telefon unter Druck gesetzt, dies nicht zu tun. Was Herr Hackbarth nicht weiß, ich bin unfreiwillig Ohrenzeuge dieses Telefonats geworden. Daraufhin ist Herr Eckel entnervt, und nicht wissend wie ihm geschieht, eingeknickt. Hackbarth hat Eckel also unter Druck gesetzt und stellt es jetzt so dar, als habe Eckel die Entscheidung aus eigenem Antrieb getroffen. Diese Argumentation ist eine Farce.
Aber immerhin stimmt dann, daß Eckel das Interview zurückgezogen hat. Formal gesehen hat Herr Hackbarth dann recht.
Schwarz: Nicht einmal das. Denn Horst Eckel tat trotz des Drucks von seiten des DFB nicht genau das, was Herr Hackbarth von ihm verlangte, nämlich zurückzuziehen, sondern löste sein Problem, indem er die Entscheidung delegierte und in die Hände der Sepp-Herberger-Stifung legte. Eckel ist Repräsentant der Stiftung und vertraut dieser offenbar. Die Herberger-Stifung gehört aber zum DFB und reichte die Entscheidung ihrerseits weiter – und zwar an Herrn Hackbarth von der DFB-Pressestelle in Frankfurt am Main. Erst der entschied dann: Nein! – Wenn Herr Hackbarth sich jetzt also hinter Herrn Eckel verschanzt, ist das gelogen und feige.
„Ich finde Eckels Reaktion menschlich nachvollziehbar“
Aber trifft Herrn Eckel nicht dennoch eine Schuld? Warum hat er sich überhaupt vom DFB beeinflussen lassen?
Schwarz: Objektiv gesehen haben Sie recht, er hätte einfach sagen können: Was geht das den DFB an? Subjektiv gesehen: Herr Eckel ist ein netter, älterer Herr, der seinen Frieden haben möchte und über den das alles hereingebrochen ist. Vermutlich war der DFB für ihn immer eine Heimat. Realiter hat der DFB also Einfluß auf Horst Eckel und hat diesen ohne Rücksicht ausgenutzt. Sie können das schwach finden von Herrn Eckel, ich finde das menschlich nachvollziehbar – wir sind alle keine Helden.
Gibt es denn Beweise für Ihre Darstellung?
Schwarz: Nein, es steht Aussage gegen Aussage, das ist mir klar. Aber das ändert nichts am Wahrheitsgehalt. Beweise können gar nicht existieren, weil ich dazu die Telefonate hätte heimlich mitschneiden müssen, das aber widerspricht dem Ethos unseres Hauses. Sonst wäre es möglich, sowohl den Anruf Herrn Hackbarths bei Herrn Eckel zu dokumentieren, mit dem dieser ihn unter Druck gesetzt hat, als auch mein Telefonat mit Horst Eckel, in dem dieser ausdrücklich das Interview nicht zurückzieht, sondern die Entscheidung dem DFB bzw. der Sepp-Herberger-Stiftung überträgt.
Bekommt der Leser denn nun vom DFB den zensierten Interviewtext?
Schwarz: Das müssen sie Herrn Hackbarth fragen, ich kann mir aber nicht vorstellen, daß er ihn rausrückt. Dennoch, rufen Sie ihn an, denn bei ihm sind Sie an der richtigen Adresse: Er hat das Nein ausgesprochen, nicht Horst Eckel.
„Die Sache ist dann doch nicht totzuschweigen“
Wenn Horst Eckel ja sagen würde …
Schwarz: … dann wäre alles geritzt, aber das wird Herr Hackbarth weiter zu verhindern wissen.
Warum sollte man sich dann überhaupt noch an Herrn Hackbarth wenden?
Schwarz: Um ihm bestimmt aber höflich zu sagen, daß man sich als Leser der JF nicht einfach so herumschubsen läßt. Mehr ist wohl nicht drin, aber immerhin; ich bin überzeugt, Herr Hackbarth ist ziemlich überrascht. So einfach, wie der DFB es sich vorgestellt hat, ist die Sache dann doch nicht totzuschweigen. Und er wird das sicherlich auch seinen Vorgesetzten mitteilen, denn klar ist: Hinter der Entscheidung stecken natürlich andere.
Nämlich?
Schwarz: Bei dem von mir unfreiwillig belauschten Einschüchterungstelefonat Herrn Hackbarths mit Herrn Eckel konnte ich hören, wie Hackbarth herausstrich, er habe in der Sache extra „mit Südafrika telefoniert“. Gemeint hat er wohl irgendwelche DFB-Bosse, die derzeit bei der WM sind. Hat er vielleicht sogar von Theo Zwanziger persönlich seine Anweisungen erhalten? Es kann nur spekuliert werden. (JF)
Fordern Sie den Text des Interviews an bei: Thomas Hackbarth, Direktion Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des DFB, Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt / Main Tel.: 069 / 6788-337, E-Post: thomas.hackbarth@dfb.de