Will die hessische CDU in letzter Minute den drohenden Abschied von der Macht verhindern, braucht sie Leute, die über „hohe Kommunikationsfähigkeit und politische Erfahrung“ verfügen: wie Heike Dederer zum Beispiel, die seit kurzem für Fraktion und Landesverband als Pressesprecherin arbeitet und der diese Fähigkeiten von der Wiesbadener Parteispitze gleich attestiert wurden. Bevor sich die 38jährige jedoch auf den politischen Gegner einschießen kann, sorgt sie bei ihrem beruflichen Gegenüber — der schreibenden und sendenden Zunft — inzwischen allerdings für Schlagzeilen anderer Art: mit ihrer eigenen Vita nämlich. Denn die politische Biographie der gelernten Steuerinspektorin begann 1991 in der Grünen Jugend; also bei denen, die Dederers jetzigen Chef Roland Koch als eine Art gesellschaftspolitischen Gottseibeiuns apostrophierten, der 1999 nur dank einer „ausländerfeindlichen“ Unterschriftensammlung und schwarzer Kassen zur Macht gekommen sei. Daß solche „ollen Kamellen“ jetzt wieder in den Vordergrund gerückt werden, stört Heike Dederer ein bißchen, wie sie die JF im Gespräch wissen ließ: Schließlich liege ihr Parteiwechsel schon so lange zurück; dreieinhalb Jahre, um genau zu sein. Und seitdem, so betont die Ex-Grüne unbefangen, habe sie bereits an entscheidender Stelle christdemokratische Grundsatzarbeit geleistet. Tatsächlich war Heike Dederer noch bis vor kurzem stellvertretende Leiterin des Referats „Politische Planung“ im Stuttgarter Staatsministerium unter Günther Oettinger. Diese Station wiederum ist schicksalhaft mit dem Beginn ihrer politischen Karriere verknüpft: Bis 1998 leitete die gebürtige Ulmerin das Bundestagsbüro ihres schwäbischen Landsmanns Cem Özdemir, der später über eine dubiose Kreditvergabe des Politberaters Hunzinger stolperte. Da war Dederer allerdings schon grüne Landtagsabgeordnete in Stuttgart; doch auch ihr gereichte der alerte PR-Mann zum Verhängnis: 2004 sandte sie — mittlerweile finanzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion — Hunzinger ein nicht für die Öffentlichkeit bestimmtes Ausschußprotokoll, was ihr den Groll der grünen Basis einbrachte. Im Januar 2005 wechselte sie — unter Mitnahme des Mandats — dann die politischen Fronten: direkt in die schwarze Phalanx des weiland Fraktionsvorsitzenden Oettinger; offiziell wegen steuerpolitischer Differenzen mit ihren bisherigen Weggefährten. Nachdem die Unionsbasis den umgefärbten Neuzugang nicht ganz so euphorisch begrüßte wie die Parteispitze — Dederer fiel bei der Kandidatenaufstellung für die Landtagswahl 2006 im Wahlkreis Stuttgart 1 mit Pauken und Trompeten durch —, entschädigte sie der neue Ministerpräsident dann mit besagter Stelle in seiner Regierungszentrale. All dem mag ein Hautgout von Karrierismus und Judaslohn anhaften. Vor allem aber beweist das Beispiel Dederers einmal mehr: Bei der CDU zählen „Kommunikationsfähigkeit und Erfahrung“, nicht politische Grundsätze.