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Institution im Wanken

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Cato, Weidel, Exklusiv

Einmal rechtzeitig vor den Konkurrenten ein Rechtschreib-Wörterbuch herauszubringen: Das ist die Sehnsucht der Duden-Redaktion, seit mit der Rechtschreibreform ihr Privileg gefallen ist. Die erste Auflage des Duden-Wörterbuchs von 1880 – mit 20.000 Stichwörtern, gegenüber 125.000 heute – hatte sich noch nach den preußischen und bayerischen Regeln gerichtet. Die 7. Auflage von 1902 setzte erstmals die Ein- und Fortführung des von Konrad Duden federführend vorbereiteten amtlichen Regelwerkes um, dem allgemeinen Sprachgebrauch folgend. Bis zur 20. Auflage von 1991 war der Duden „maßgebend in allen Zweifelsfällen“. Das änderte sich mit der Reform. Plötzlich sah sich der kleine Duden-Verlag dem Wettbewerb ausgesetzt. Sein schärfster Konkurrent erwuchs ihm im viel mächtigeren Bertelsmann-Verlag. Der Duden-Verlag fürchtete, die Marktführerschaft zu verlieren. So druckte man schon 1995 einen Reform-Duden, ein Jahr bevor mehrere Staaten die Absichtserklärung zum Inkrafttreten der Rechtschreibreform zum 1. August 1998 unterzeichneten. Doch die Politik verordnete im Dezember 1995 vereinzelte Änderungen, so daß der Duden-Verlag die gesamte Auflage wieder einstampfen lassen mußte. Bertelsmann hingegen brachte einen Tag nach der Absichtserklärung sein Rechtschreibwörterbuch heraus und verteilte es an die Schulen. Der Duden hatte das Nachsehen. Geflissentlich machte die Duden-Redaktion die Propaganda der Reformer mit, daß es weniger Schreibregeln geworden seien. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Für die 21. Auflage von 1996 galt deswegen die interne Arbeitsanweisung: „Die inhaltlich falsche, aber politisch wirksame Formel. ‚Aus 212 mach 112‘ muß auch im Duden ihren angemessenen Ausdruck finden.“ Dafür belohnte die Rechtschreibkommission die Duden-Redaktion und unterrichtete sie neben Bertelsmann hinter dem Rücken der Kultusminister über Änderungen an der Reform. In der 22. Auflage von 2000 arbeitete Duden im Widerspruch zur amtlichen Regelung heimlich die Nachbesserungen ein. So wurde unter anderem „furchteinflößend“ neben „Furcht einflößend“ wieder zugelassen. Der erste Reform-Duden wurde somit wertlos. Immerhin gewann der Duden wieder die Marktführerschaft. Anfang Juni 2004 beschlossen die Kultusminister dann offiziell die Reform der Rechtschreibreform. Die geplanten Veränderungen, die ab 1. August 2005 gelten sollen, sind bisher nur unvollständig bekannt. Die Duden-Redaktion hat sie jedoch schon in die am 28. August erscheinende 23. Auflage eingearbeitet, zusammen mit 5.000 neuen Wörtern wie Ich-AG oder Sars, die das Buch weiter aufblähen. Matthias Wermke, Leiter der Duden-Redaktion, ist sich „fast sicher“, daß es bei dieser Reform der Reform bleiben wird, die derzeitige Diskussion habe etwas „Irreales“. Sehr real könnte indes bald eine erneute Makulatur des Dudens werden.

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