Wie ethisch eine Gesellschaft ist, mißt sich auch daran, wie sie mit Tieren umgeht.“ Mit diesem Satz leitet die grüne Spitzenkandidatin Renate Künast auf ihrer Netzseite das Plädoyer für ihre Politik „Tierschutz neu denken“ ein. Und genau dieser Satz fällt der Berliner Politikerin jetzt auf die Füße, da ist sich die Tierschutzszene sicher. „Wir protestieren aufs schärfste gegen die Meuchelungen hochsensibler und schutzbedürftiger Mitlebewesen“, eiferte die „AKT – Aktion Konsequenter Tierschutz“ am vergangenen Montag, die Albert Schweitzer Stiftung „ist für unsere Mitwelt vom Verhalten von Frau Künast enttäuscht“, in diversen Internetforen von Tierschützern bis Veganern toben erzürnte Kommentatoren.
Was war geschehen? Frau Künast besuchte zu PR-Zwecken für die SWR-Sendung „Abgeordnet“ für einen Tag einen Bauernhof im Allgäu. Dummerweise filmte das Kamerateam die frühere Umweltministerin auch dabei, wie sie die aus dem privaten Fischteich gefangenen Saiblinge ungelenk ins Jenseits zu befördern trachtete. Gleich mehrfach mußte ein zappelnder Fisch die Holzstockschläge auf seine Kiemen ertragen, bevor die Ministerin das Tier endlich mit einem finalen Schlag erlösen konnte. Künast, wohl selbst über diese Sado-Show irritiert, zögerte aber keinen Augenblick, etwas verkniffen, aber im reinsten Politikersprech darauf hinzuweisen, daß man Fische „ordentlich, professionell, schnell“ töten müsse. Auch ihr Büroleiter Andreas Bade beeilte sich, darauf hinzuweisen, daß Frau Künast den malträtierten Saibling „fachgerecht“ getötet habe. Das sicher geglaubte Wählermilieu scheint das eher nicht zu besänftigen.