Der Pflasterstein knallt frontal ins imaginäre Visier des Betrachters. Auch die beiden Schilde der helmbewährten Polizisten schützen nicht vor dem Wurfgeschoß, welches haßerfüllt dreinblickende Linksextremisten mit voller Wucht auf die Staatsdiener schleudern. Aus dem einsetzenden Regen der Wasserwerfer sieht man dann ihre Stinkefinger recken, eine Stimme aus dem Off verkündet die Werbebotschaft: „Es gibt ein Zeichen für Protest.“ Anders als einige Polizeibeamte, die diese brenzlige Reaktion eskalierender Demonstrationen zur Genüge in ihrer Praxis ertragen müssen und über diese Verharmlosung einer gewalttätigen „Protestkultur“ nur mit dem Kopf schütteln, scheint den Verantwortlichen der Victoria-Versicherung in Düsseldorf ihr seit einigen Tagen über die Sender gehender Fernsehspot wenig peinlich zu sein. „Man kann darüber streiten, ob das glücklich gewählt ist“, findet Pressesprecher Stephan Kronenberg. Außerdem glaube er nicht, daß die linksextremen Demonstranten dem Firmenimage schaden könnten, schließlich würden auch andere Zeichen mit harmloseren Szenen dargestellt, wie das Baby für „Zufriedenheit“, salutierende Matrosen für „Respekt“ etc. Natürlich würde man keine brutalen Neonazis in der Werbung präsentieren, auch ein Bagatellisieren von Gewalt sei für die Victoria-Versicherung „nicht Sinn der Übung“, versichert Kronenberg der JF. Dennoch werde man keine Konsequenzen anstreben, auch wenn bereits Protestschreiben das Unternehmen erreichten. „Wir schauen, wie das angenommen wird.“ Vielleicht lassen sich ja tatsächlich linksextremistische Gewaltdemos als Synonym für „Protest“ etablieren.