Mal wieder eine Studie zur Jugendgewalt. Der Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe teilt so Vertrautes wie Verstörendes mit: In Deutschlands Städten schlagen jugendliche Täter immer öfter und brutaler zu. Die Fallzahlen bei Roheitsdelikten explodieren, am rasantesten bei "gemeinschaftlich begangener Körperverletzung".
Mal wieder die üblichen rituellen Reaktionen. Stereotyp fordern Kommunalverbände mehr Sozialarbeiter, "jugendpolitische Offensiven" und "Präventionsunterricht", palavern Innenminister über neue "Ansprechpartner" und "Konzepte". Im naiven Aberglauben an die Allmacht der Sozialpädagogik agieren die verantwortlichen Politiker wie Gewaltverwalter, die sonntagsredend Studie um Studie abheften, ohne das Übel je an der Wurzel zu packen.
Denn dem stehen, mal wieder, politisch korrekte Tabus im Weg. Jugendgewalt sei Jungmännersache, heißt es; als wäre aggressives Machotum kein ethnokulturelles Problem, als wären es vor allem die vielfach längst zur Minderheit gewordenen deutschen Einzelkinder, die in Cliquen und Gangs ihre Altersgenossen terrorisieren. Aber nein, die Zahl gewaltbereiter nichtdeutscher Jugendlicher sei sogar rückläufig, beruhigt man uns. Problemkinder eingebürgert, Problem gelöst? Wer das glaubt, mag ruhig weiter Däumchen drehen, nach dem Sozialarbeiter rufen und auf die nächste Studie warten.