Noch bevor die Angelegenheit Schlagzeilen machen konnte, hatte die Polizei Bergisch-Gladbach den Fall schon aufgeklärt. Nachdem der Schüler sich in Widersprüche verwickelt hatte, mußte er schließlich vergangene Woche selbst zugestehen, daß alles nur vorgetäuscht war. Dies bestätigte Udo Müller von der Polizei Bergisch-Gladbach auf JF-Anfrage nachdrücklich. Zuvor hatte der Schüler des Dietrich- Bonhoeffer-Gymnasiums berichtet, er sei von zwei erwachsenen Neonazis, die sich nicht nur durch die obligatorische Glatze, sondern auch noch durch „Hakenkreuzabzeichen“ als solche auszeichneten, in den Wald verschleppt worden. Dort habe man ihn ausgeraubt, um ihn danach mit vorgehaltenem Messer zum Rufen von „Nazi-Parolen“ zu nötigen. Da diesen Krimi etwa zwanzig weitere Gymnasiasten durch ihre Aussage stützten, auch sie hätten die besagten Neonazis auf dem Schulhof gesehen, rief Schulleiter Gerd Josmann die Polizei. Zudem hielt er die Aussagen für glaubhaft, da nichts auf eine abgesprochene Verschwörung unter den Schülern deutete. Die Zeit für eine neue empörte Bild-Kampagne à la Sebnitz mit Lichterkette und Kanzlerin-Besuch schien gekommen. Doch nun ist Josmann mit seinem Latein am Ende: „Da sitzen mir Schüler gegenüber, die wirklich davon überzeugt waren“, verriet er dem Kölner Stadt-Anzeiger. Vielleicht habe aber auch die in der Schule gezeigte Fotoausstellung gegen Rassismus die Massensuggestion ausgelöst. „Da scheinen viele Bilder im Kopf nicht mehr richtig zugeordnet worden zu sein“, so Josmann. Wenigstens haben die Schüler jetzt vor den omnipräsenten Nazis ihre Ruhe. Montag begannen die Herbstferien.
- Deutschland