Terroranschlag folgt auf Terroranschlag: Das kennzeichnet die Lage im Irak. Das jüngste Opfer ist der Gouverneur von Bagdad, Ali al-Haidari, der am Dienstag bei einem Attentat mit sechs seiner Leibwächter umkam. Fast könnte man eine Gleichung aufstellen: Je näher die Wahlen im Irak rücken, desto höher die Zahl der Ermordeten. Mit dieser „Strategie“ sollen die Wahlen durch die Aufständischen aller möglichen Couleur offensichtlich sabotiert werden. Die Erwartung, daß die vielen Widerstandsnester irgendwann in den Griff zu bekommen sein werden, hat Anfang der Woche der irakische Geheimdienstchef Mohammed Abdullah Schahwani als Illusion entlarvt. Nach seinen Erkenntnissen sei die Zahl der Aufständischen zehnmal höher, als es US-Dienste bisher behauptet haben. Schahwani zufolge muß von 200.000 Aufständischen im Irak ausgegangen werden. Schwerpunkte seien die Provinzen Bagdad, Babel, Salahuddin, Djiala, Ninive und Tamim. Unter den Aufständischen befänden sich nach den Angaben von Schahwani viele Mitglieder der ehemaligen Baath-Partei. Einige hielten Saddam Hussein die Treue, andere arbeiteten mit den Islamisten von Ansar as-Sunna oder Ansar al-Islam zusammen. Diese würden weniger vom nationalen Befreiungskampf geleitet als vielmehr von den politischen Zielen des internationalen Dschihads. Dessen Protagonisten planen offensichtlich eine neue Eskalationsstufe: Man werde den Krieg vom Irak in die USA tragen, stand in diesen Tagen auf der Webseite der Islamischen Armee im Irak zu lesen. Diese Drohung muß ernst genommen werden.