Der Online-Buchhandel wird dem traditionellen Buchladen immer mehr Marktanteile abjagen. Wer nicht neben einem Buchgeschäft lebt, wird es immer mehr zu schätzen wissen, Bücher mit ein paar Klicks kaufen zu können. Nur beim Preis bietet der Netzeinkauf in Deutschland bislang keinen Mehrwert – wegen der Buchpreisbindung. Doch deren Tage dürften wegen der EU-Harmonisierung gezählt sein. Der Vorteil eines Buchladens für den Kunden ist zum einen die persönliche Betreuung durch den Buchhändler und zum anderen die Möglichkeit, etwas herumzustöbern. Die persönliche Betreuung wird aber überschätzt: Bei einer aktuellen Allensbach-Umfrage rangierte das Prestige des Buchhändlers auf dem Niveau von Politikern und Gewerkschaftsbossen. Buchtips finden sich zuhauf auch im Internet. Und diejenigen, die sich im Internet nicht zurechtfinden, gehören einer aussterbenden Spezies an. Auch stöbern kann man schon längst online. Amazon bietet mittlerweile umfangreiche Textauszüge an, und Google plant die Digitalisierung aller Bücher, deren Urheberrechte abgelaufen sind. Unter diesen Umständen wäre es ein Wunder, wenn die traditionellen Buchhandlungen allesamt überleben würden. Zumindest diejenigen Buchläden, die nicht selbst einen Onlinekauf anbieten und die ihre Attraktivität nicht durch zusätzliche Dienste wie Café oder Lesungen steigern, werden verschwinden. Ist es nun schade, daß Geschäfte dichtmachen müssen, die Opfer des technischen Fortschritts und von Anbietern werden, die den Kunden Zeit- und Kostenersparnis bringen? Wahrscheinlich genauso schade wie für die Gilde der Kerzenmacher, denen die Erfindung des elektrischen Stroms seinerzeit das Wasser abgegraben hatte, und für die Kutscher, die mit der Erfindung des Automobils den größten Teil ihrer Kunden verloren hatten. Sophie Rémeur lebt in Köln, ist Betreiberin des Literaturportals www.librator.de (und Mitarbeiterin www.libertaeres-institut.de ) Der klassische Buchhandel ist – trotz einiger Bestseller – seit Jahren einem großen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Die meisten Buchhändler klagen über die großen Online-Buchhandlungen, welche die Konkurrenz weiter anheizen und zum Teil aus dem Ausland zu Tiefstpreisen auf dem Markt operieren. Ist der Buchhandel damit dem Tode geweiht? Wir sind der festen Überzeugung, daß auch in einem solchen Umfeld die klassische Buchhandlung ihre Berechtigung hat – und eine Zukunft. Erste wichtige Voraussetzung dafür ist, daß der Unternehmer – und als solcher sollte sich der Buchhändler verstehen – zu Veränderungen und Innovationen bereit ist. Eine Untersuchung in der Schweiz hat gezeigt, daß von ursprünglich 37,5 Prozent im Jahr 2001 heute 77,5 Prozent der klassischen Buchhandlungen über eine Webseite verfügen. Angebotsseitig wurde vor Jahren noch gesagt, daß sich der klassische Buchhandel auf Nischensortimente fokussieren soll. Dies hat nur bedingt seine Richtigkeit. Gerade in Randregionen konnte nachgewiesen werden, daß mit einem „beschränkten Vollsortiment“ ein rentables Geschäft betrieben werden kann. Eine enge Sortimentsfokussierung macht nur in genügend großen Einzugsgebieten Sinn. Auch wenn das physische Angebot im Ladengeschäft limitiert ist, muß das bei großen Online-Buchhandlungen nicht zwingend anders sein. Der Mensch ist und bleibt ein soziales Wesen, er sucht und braucht die persönliche Interaktion. Buchhändler, die über eine ausgeprägte Dienstleistungskompetenz verfügen, ermöglichen eine ansprechende Kundenbindung zum einen und einen echten Mehrwert im Sinne einer Beratung. Ambiente und weitere weiche Faktoren können dies verstärken. Das Online-Geschäft bietet zwar Chancen aus der Sicht der Kostenoptimierung, kann jedoch deutlich nicht allen Bedürfnissen aus Kundensicht gerecht werden. Thomas Zellweger und Frank Halter sind Projektleiter am Schweizerischen Institut für Klein- und Mittelunternehmen der Universität St.Gallen.