Früher waren Universitäten Orte des Denkens, heute sind sie Orte der Vielfalt. Das muß nicht zwangsläufig ein Widerspruch sein. Wohl aber, wenn die Vielfalt so aussieht, wie sich das junge „Studierende“ und viele ihrer Dozenten mittlerweile vorstellen. Denn die neue „Diversity“ konzentriert sich nicht etwa auf intellektuelle Vielfalt, sondern vor allem auf Äußerlichkeiten wie Haut- und Haarfarben sowie die sexuelle Orientierung oder das Geschlecht.
Auch die Religion gehört mittlerweile zu der erzwungenen Buntheit an den Hochschulen dazu. Mit einer Einschränkung natürlich: Es darf sich bei dieser Religion nicht um das Christentum handeln. Denn das ist der Glaube der „alten weißen Männer“, die von der modernen Vielfalt ausgeschlossen sind. Das Magazin der Universität Potsdam hat diese Neuausrichtung und Überdehnung des Vielfältigkeitsbegriffs in für Außenstehende satirisch anmutender Art und Weise illustriert.
„In Europa herrscht Krieg, an unserer Universität diskutieren wir über ‘Diversity’. Paßt das zusammen? Wir denken: ja“, schreibt Jana Scholz, Pressereferentin der Universität Potsdam und einst freie Journalistin beim Tagesspiegel, im Vorwort. Fragen der Gleichstellung, Diskriminierung und gesellschaftlicher Vielfalt seien „irgendwie ständig präsent und doch scheint anderes immer wichtiger zu sein“, heißt es dort weiter. Nun soll damit aber Schluß sein. Schließlich sei mangelnde Gleichstellung nicht nur der „Ursprung von (gewaltvollen) Konflikten überall auf der Welt“, sondern auch „ein Kernthema des demokratischen Zusammenlebens, nicht nur in Europa“.
Das Private soll politisch sein
Daß diese Thematik inzwischen überall präsent ist, ist sicherlich richtig. Eben weil sie durch subventionierte sogenannte Expertinnen überall verbreitet wird. Das gilt für Nachrichtenbeiträge, bei denen der Betrachter nicht mehr weiß, ob die Journalistin vor der Kamera gerade einen Aussetzer hat oder doch nur wieder mit nervtötenden Gender-Pausen spricht.
Potsdamer Uni-Visionen pic.twitter.com/T4kX2loISb
— Matthias Bäkermann (@Schweiburger) May 10, 2022
Weitere Beispiele sind Männer in Frauenkleidern, die sich über die Frauenquote ins Parlament schummeln. Und natürlich dauerbeleidigte Berufsmigranten, die der Mehrheitsgesellschaft ihre angeblichen Privilegien vorwerfen. Dafür, daß diese vermeintlichen Randgruppen noch immer überall ausgegrenzt werden sollen, rücken sie einem mit ihren Identitätsfragen recht häufig auf die Pelle. Das soll aber wohl auch so sein. Zumindest, wenn es nach Jana Scholz und ihren Redaktionskollegen und Gesinnungsgenossinnen geht. Denn: Das „Private ist immer auch politisch“.
Im Hörsaal herrscht buntes Treiben
Im Heft geht es außerdem um „Queere Bühnenkunst“, „sprachinklusives Forschen“ und ein „Refugee Teachers Program“, das „mehr geflüchtete Lehrkräfte an Brandenburgs Schulen bringen“ soll. Genau richtig zum Schmökern nach einem harten Uni-Tag voller Genderstudies. Noch kitschiger als der Inhalt des Magazins ist nur noch sein Cover. Hier zeigt sich, daß man eine Publikation manchmal eben doch nach ihrem Umschlag beurteilen kann.
Das Titelblatt ziert eine Zeichnung, die wohl die „ideale“ Uni zeigen soll. Turbantragende Männer, junge Frauen mit Kopftuch, Menschen verschiedenster Hautfarben und sogar ein paar farbenfrohe Tiere werden hier von einer bärtigen Lehrkraft im lila Kleid unterrichtet. Natürlich dürfen auch die obligatorischen Stoppelhaare an den Beinen und Armen der Dozentin und die Flaggen der sexuellen Vielfalt nicht fehlen. Noch ein paar bunte Luftballons und fertig ist der Hörsaal der Zukunft. Oder ist das schon die Gegenwart?