Bisher wurde von den Edlen, Hilfreichen und Guten gesprochen. Nun betrachten wir diejenigen, die nicht edel, hilfreich und gut sind. Betrachten wir also einmal die Mißratenen. Die Menschheit wäre in dem Augenblick vollendet, so denkt der Edle, Hilfreiche und Gute, wenn alle Menschen so vollkommen sind wie ich. Seit ihm dieser Gedanke gekommen ist, sitzt der Edle, Hilfreiche und Gute herum und sucht voll frohlocken nach Zeichen der Selbstähnlichkeit noch beim Mißratensten.
Der Mißratene, wären die Verhältnisse für ihn nicht so gewesen wie sie waren, so denkt sich der Edle, Hilfreiche und Gute, er würde genauso denken, handeln und fühlen wie ich. Das ist der Gedanke, durch den er sich selbst als edel, hilfreich und gut betrachten kann. Ändern sich die Verhältnisse, durch die der Mißratene zum Mißratenen wurde, so ändert sich auch die Menschheit zum Edlen, Hilfreichen und Guten. Das ist sein Gedanke. Denken wir uns nun einmal das Entgegengesetzte dieses Gedankens.
Der Minderwertige ist nicht darum minderwertig, weil ihn die Verhältnisse dazu gemacht haben. Das ist nur sein Gedanke, an den er sich festklammert. Ja in einem anderen Leben, da wäre ich edel, hilfreich und gut; so aber bin ich nur das mißratene Produkt meiner Umwelt, ihre fleischgewordene Anklage. Ich kann nichts dafür, daß ich so bin wie ich bin. Doch das ist nur eine Schutzbehauptung. Denn in Wirklichkeit ist er nicht nur ein Produkt seiner Umwelt, sondern seine Umwelt ist auch ein Produkt von ihm.
Der einfachste Grund für unser Handeln
Er ist ganz einfach nicht edel, hilfreich und gut, sondern das genaue Gegenteil. Nicht mißraten ist er, sondern minderwertig, schädlich und bösartig. Die Verhältnisse, sie mögen seine Neigungen unterdrücken oder befördern, doch sie sind nicht Ursache dafür, wie er denkt, handelt und fühlt. Wenn sein Denken nur nutzlose Gespenster, sein Fühlen nur bestialische Leidenschaften, sein Handeln nur Böses hervorbringt, dann ist letztlich nur er allein dafür verantwortlich – und niemand sonst.
Gründe für unser Handeln können wir immer finden. Doch der einfachste, weil wir es so wollen, den können wir nicht finden. Wie sollten wir auch das Haus erkennen, aus dessen Fenstern wir hinausschauen. Das kann manchmal sehr bequem sein. Dann nämlich, wenn uns unser Handeln eigentlich überhaupt nicht gefällt. Wir wären gerne edel, hilfreich und gut, aber unser Handeln ist das alles nicht. Dann suchen wir nach einem Grund für unser Handeln, aber wir suchen nicht in unserem Wollen.
Der Raubmörder, er beging den Mord um des Raubes willen, so glaubt er. Für den Raub, kann er dann eine Reihe weiterer Gründe finden. Weil er arm ist und der andere reich. Weil er um alles kämpfen muß und der andere nicht. Weil er eine Familie hat und der andere nicht. Für alles das kann er dann wiederum eine Reihe weiterer Gründe finden. Am Ende steht er dann da und darf sich unschuldig fühlen. Denn den einfachsten Grund übergeht er: Er wurde zum Mörder, weil er den Mord wollte.