Ist ein Leben ohne „Sale“, „Events“ und „to go“ möglich? Lichtblicke im Denglisch-Dschungel sind selten, aber es gibt sie: etwa die Parfümerie „Pieper“ in Herne, welche die bereits mit „Charity“ bedruckten Werbemittel für eine Wohltätigkeitsaktion wieder einstampft. Die Aktion heißt jetzt „Schöne Momente“. „Pieper“ sei schließlich ein Traditions- und Familienunternehmen, äußert sich die Geschäftsführung selbstbewußt. Auch sonst bewirbt die Parfümerie ihre Produkte auf deutsch; keine Spur von „Come in and find out“.
Oder denken wir an das Modehaus „Nikolaus“ in Rostock. Das Bekleidungsgeschäft schließt sich der Anti-SALE-Aktion der Deutschen Sprachwelt an und plakatiert in seinen Filialen die Forderung „Schluß mit dem Ausverkauf der deutschen Sprache“. Eine Verkäuferin meint: „Es kommen öfter Leute in den Laden und finden das Schild ganz toll.“ Der NDR kommentiert: „Wer wirklich auffallen will, der schreibt wieder deutsch.“
„Hydropower“ weggespült
Auch aus den Stadtverwaltungen gibt es etwas Erfreuliches zu berichten. So hat die Hamburger Kultursenatorin Barbara Kisseler entschieden, daß es den geplanten „Chicago Square“ nun doch nicht geben wird. Ihr Sprecher Enno Isermann sagt: „Nach Ansicht der Kulturbehörde ist ‚Square‘ keine passende Bezeichnung für einen Hamburger Platz.“ Der Aufstand in der Bürgerschaft ist somit erfolgreich gewesen.
Einen Schritt weiter geht die Stadt Schwabach, die bewußt Anglizismen vermeidet. Die Stadtwerke haben ihre Bezeichnung für den Ökostrom von „Hydropower“ in „Schwabach Natur“ geändert. Die städtische Tiefgarage heißt nicht mehr „City-Parkhaus“, sondern „Tiefgarage Altstadt-Mitte“.
„Benchmarks“ beseitigt
Sogar beim Weltunternehmen Siemens will man jetzt den Anglizismenwahn etwas zurückdrehen. Die Auftritte des Sprachschützers Geert Teunis auf den Hauptversammlungen der Aktionäre verhallten nicht klanglos. Seit kurzem gibt es nämlich ein internes Papier, in dem es heißt: „An allen Stellen, an denen ohne Verständnisverlust auf den englischen Ausdruck verzichtet werden kann, wird zukünftig ohne weitere Erläuterung die deutsche Entsprechung verwendet.“ Statt von einer „Benchmark“ spricht Siemens jetzt beispielsweise von einem „Orientierungswert“.
Hoffen wir, daß diese Beispiele Schule machen.