Politische Satire ist seit jeher eher das Metier der Linken. Als freundlich belächeltes Hätschelkind der scheinbaren Zivilgesellschaft fällt es recht leicht, hin und wieder für Geld ein wenig wider den Stachel zu löcken – solange man sich dabei auf die wenigen Minderheiten ohne Lobby konzentriert, versteht sich.
Wider die rechte Spaßbefreitheit
Selbstverständlich gibt es auch hier vereinzelte Ausnahmen, wie die mittlerweile recht bekannte „ClownUnion“. Stets spitzfindig und nie um kleine, nichtsdestoweniger wahrheitsbasierte Gemeinheiten verlegen, legt der anonyme Clown den Finger in all die vielen Wunden unserer seltsamen bundesrepublikanischen Gesellschaftsauswüchse.
Manch einer mag vielleicht allzu humorlos für derartig sarkastische Tiefschläge sein; auch die Tendenz des rechten Lagers, allüberall Anrüchiges zu wittern, wirkt sich hin und wieder nachteilig aus. So oder so handelt es sich bei der „ClownUnion“ um ein sehr wichtiges Projekt, da gerade die politische Satire ein enorm wichtiges Feld des vorpolitischen Raumes darstellt und folglich – wenn man denn der gängigen Gramsci-These folgen möchte – unweigerlich besetzt werden muß, um Wirkmacht zu erzielen.
Wenn der AStA den Bogen überspannt
Traurigerweise mußte der geneigte Leser in der Woche vor Heiligabend von einem anderen, gleichsam vielversprechenden Projekt Abschied nehmen. Am 17. Dezember stellte das Blog Die Pickelhaube – Beiträge zum alltäglichen Politquatsch an der Uni Köln sein Erscheinen ein. Naturgemäß insbesondere von Studenten goutiert, karikierte die Pickelhaube insbesondere die Absurditäten des AStA der Uni Köln.
Da derartiger Wahnsinn an den meisten Universitäten vorkommt, fühlten und fühlen sich viele Jungakademiker den Autoren „Ewald Knülle“ und „Markward von Annweiler“ verbunden. So sehr sogar, daß die „Kameraden von der anderen Feldpostnummer“ offenbar erhebliche Anstrengungen unternahmen, die beiden Unangepaßten ausfindig zu machen – und aufgrund der ihnen eingeborenen Humorlosigkeit nicht auf die Idee kamen, daß es sich bei den doch eher ungewöhnlichen Namen um Pseudonyme handeln könnte.
Mehr sein als ein Gegenteil
Trotz derartigen Gegenwindes liegt der Grund für die Einstellung der Pickelhaube – entgegen vieler Erwartungen – deutlich tiefer. Der offizielle „Abschiedsbeitrag“ beinhaltet eine ansehnliche Auseinandersetzung mit dem Problem der determinatio qua negatio; ein Dilemma, vor dem wir Konservative auch durchgehend stehen, wenn man sich ernsthaft auf theoretischer Ebene mit dem eigenen Standpunkt auseinandersetzt (daß die Gegenseite sich nicht in gleicher Weise selbst hinterfragt, ist zumindest in Sachen Motivation wohl als ihr Vorteil zu bezeichnen).
Das letztendliche Plädoyer „Ewald Knülles“ für das Dasein als Solitär kann man zwar nicht bedenkenlos unterschreiben; dennoch sollte sich jeder – entsprechende Zeit und Muße vorausgesetzt – mit dem Gedanken beschäftigen, wie er seinen eigenen Standpunkt definiert … und worüber. Die erstklassigen Pickelhaube-Artikel kann man sich ganz nebenbei zu Gemüte führen. Auch bei uns darf gelacht werden.