Gestern Nacht schlief ich nicht gut. Es klimperte und raschelte und irgendwie lag ich plötzlich unbequem. Ich schaute unter der Matratze meines „Bad Bettes“ nach und da waren sie: 55 Milliarden, von denen ich eigentlich dachte, ich hätte sie im letzten Griechenland-Urlaub vergessen. Gut, dachte ich, 55 Milliarden kann man schon mal übersehen, aber schön, daß sie wieder da sind und schlief wieder ein. Doch mein Schlaf wurde nicht besser. Im Gegenteil: Die Träume wurden wirrer.
Ich stand vor einem Etablissement auf der Reeperbahn. „Heute große CDU-Parteitags-Show“, koberte mich der Türsteher, und ich – seiner Einladung folgend – stieg die Treppe ins Souterrain hinab. Drinnen eine ausgelassene Stimmung. In einer schummrigen Ecke konnte ich Ronald Pofalla erkennen, der sich lauthals zu streiten schien. Ich meinte, die Wortfetzen „Du kriegst gleich auf die Fresse!“ zu hören und einen verängstigten Bosbach davonrennen zu sehen, und ging weiter.
Die Junge Union hielt es nicht mehr auf den Stühlen
Vorne auf der Bühne tanzte eine Frau im Hosenanzug an der „Lapdance“-Stange. Langsam zog sie den Blazer aus, warf ihn in die Menge und rief dabei: „Wehrpflicht!“. Dann kam die Hose: „Kernkraft!“ johlte die Menge. Nun entledigte sie sich ihres Oberteiles: „Dreigliedriges Schulsystem!“ jubelte der Saal, während sie genüßlich darauf herum trat. Weiter mit dem BH. Der Saal tobte: „Mindestlohn! Mindestlohn!“ skandierten die einen. Aus einer anderen Ecke verbreitete sich immer lauter: „Angie! Angie! Angie!“ Die Junge Union hielt es nicht mehr auf den Stühlen. Einige hatte sich rote Nelken ins Knopfloch gesteckt.
„Genossen!“ rief die Angie von der Bühne. „Genossen, ich stelle hiermit den Antrag, daß die Abkürzung CDU nunmehr für Sozialdemokratische Partei Deutschlands stehen mag.“ Dröhnende Zustimmung des betrunkenen Publikums war die Folge. „Endlich“, hörte ich eine blondierte, zierliche Ministerin im T-Shirt mit dem Aufdruck „Pro Frauenquote“ rufen. „Ja! Und mehr Zuwanderung“, schrie die Frau neben mir, die aussah, als hieße sie Böhmer.
„Los! Wir schmeißen jetzt alles über Bord, für was wir standen“, hörte ich noch jemanden sagen, doch das wurde schon durch ein lautes Klingeln überdeckt. Die Nacht war vorbei, und der Wecker tat seine Arbeit. Was hatte ich mir da nur für einen Schwachsinn zusammengeträumt. Das konnte ja alles gar nicht wahr sein.