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Die verdunkelte Aufklärung – Teil I

Die verdunkelte Aufklärung – Teil I

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Die verdunkelte Aufklärung – Teil I

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Es ist die Eigentümlichkeit dieser Zeit, daß Scharen von Menschen mit einem Selbstbild herumlaufen, welches das Gegenteil von dem darstellt, was sie in Wirklichkeit sind. Zu ihnen gehören alle diejenigen, die sich heute zu den „fortschrittlichen Kräften“, den „progressiven Köpfen“, oder wie sie die zur Schau gestellte Andersartigkeit auch immer nennen mögen, mit welcher sie das „alte“, das „dumpfe Denken“ abgestreift haben wollen.

Sie nun, die sich für den zukünftigen, dem Lichte entgegenschreitenden Teil der Menschheit halten, sind in Wirklichkeit diejenigen, deren Entwicklung zu einem Stillstand gekommen ist. Die Welt ist vorangeschritten, sie aber sind es nicht. Sie hatten einst eine bestimmte Stufe erreicht, auf dieser sind sie stehen geblieben. Und je weiter die Menschheit voranschreitet, umso mehr verdämmern sie als Schlacke.

Bereits weit hinter uns liegend versuchen sie sich die Welt zu deuten. Doch ihr Denken ist tatsächlich alt und dumpf geworden. Unfähig, sich die Welt zu erschließen, sehen sie diese nur so, wie sie einstmals vor langer Zeit war. Diese ganzen „progressiven Köpfe“ sind nichts anderes als geistig Retardierte, die in einer Scheinwelt vor sich hindämmern. Was aber ist der Inhalt ihres mumifizierten Denkens?

Kampf gegen die übermächtige Sozialordnung des Mittelalters

Als sich mit dem Beginn der Neuzeit in den europäischen Völkern ein individueller Freiheitsimpuls zu regen begann, stand diese Bewegung, welcher man später den Namen „Aufklärung“ gab, vor einer gewaltigen Herausforderung. Denn sie mußte sich gegenüber der mittelalterlichen Sozialordnung behaupten, in der die Menschen wie in einem scheinbar überzeitlichen Bereich hineingeboren wurden.

Die mittelalterliche Sozialordnung, sich ihrer inneren Vollkommenheit bewußt und mit absolutem Machtanspruch auftretend, duldete nichts neben sich. Sie war der Anfang und das Ende, die Geburt und der Tod eines jeden Menschen, und in sich geschlossen bot sie diesem keinen Raum der Emanzipation. Wie konnte die Aufklärung gegen diese Übermacht überhaupt ankämpfen?

Das christliche Mittelalter besaß eine Eigentümlichkeit, welche sie deutlich von anderen Kulturen unterscheidet. Die Menschen lebten im Bewußtsein der Erbsünde. Sowohl der einzelne Mensch, wie auch die Welt insgesamt, trägt in sich einen Krankheitskeim. Erst in der Zukunft, in einer Welt nicht von dieser Welt, wird diese Krankheit überwunden werden. Bis dahin ist die Welt unvollkommen.

Eine gewaltige Sprengkraft wird ausgenutzt

Hinter den stolzen Mauern der mittelalterlichen Sozialordnung  herrschte also eine gewaltige, nur durch Druck zur Ruhe gebrachte Sprengkraft. Und als das Mittelalter in die Neuzeit hineindämmerte, brach immer stärker hervor, was als nervöse Unruhe ihm innewohnte. Größer und größer wurde die Zahl der Menschen, die mit Verzückung und Schrecken der Lehre vom kommenden Reich lauschten.

Dieses Mechanismus, welcher die mittelalterliche Sozialordnung zur Erosion brachte, bediente sich nun die Aufklärung. Was das christliche Mittelalter an Sehnsüchten auf das Paradies projizierte, wurde kanalisiert und in ganz andere Bereiche geleitet. Das Prinzip aber blieb das gleiche: hier die unvollkommene, sündhafte Gesellschaft, der gleichermaßen zur Mahnung wie zum Trost das Bild einer idealen Gemeinschaft vorgehalten wurde.

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