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Ein Sprachpanscher wehrt sich

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Ein Sprachpanscher wehrt sich

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Mit diesem Kandidaten zur Wahl der „Sprachpanscher des Jahres 2011“ hat der „Verein Deutsche Sprache“ (VDS) bereits für Wirbel gesorgt: Frank-Jürgen Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit (BA), ist verärgert. Gegen seine Benennung vor einer Woche wehrte er sich mit einer Richtigstellung. Damit verhalf er der Sprachpanscherwahl unfreiwillig zu größerer Aufmerksamkeit.

Der VDS hatte Weise mit der folgenden Begründung aufgestellt: „Er hält offensichtlich seine neuen Jobcenter für etwas Besseres als die alten Arbeitsämter und lädt Arbeitgeber zu Start-Up-Coachings und Businesstalks über soft und hard skills ein.“ Gegen diesen Vorwurf verwahrte sich Weise nun. „Knapp daneben ist auch vorbei“, hieß es. Der VDS „schlägt den falschen Hund“, ließ er verlauten. Das Wort „Jobcenter“ stamme gar nicht von Weise.

Phantasielose BA-Bürokraten

Das stimmt. Die „Jobcenter“ entstammen dem Hartz-Sprech von 2002, das sich der Gesetzgeber zu eigen machte. Diese Einrichtungen müßten besser und genauer „Arbeitslosenzentren“ heißen. Sie sind nämlich unter anderem für die Verteilung des „Arbeitslosengeldes II“ zuständig, das früher Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe hieß. Somit entsprechen die „Jobcenter“ auch nicht den früheren Arbeitsämtern. Diese heißen heute locker-flockig „Agenturen für Arbeit“ – auch dafür kann Weise nichts.

Allerdings versucht die Bundesagentur für Arbeit nicht, den Schwarzen Peter weiterzugeben, sondern setzt sich mit den Wortschöpfungen auseinander, die sie tatsächlich zu verantworten hat. So habe man darüber beraten, ob „Businesstalk“ zum Beispiel „nicht durch ein besseres Wort ersetzt werden kann“. Weises Leute müssen sich nächtelang das Hirn zermartert haben, bis sie endlich zu dem Ergebnis kamen: „‚Geschäftsgespräch‘ würde den Kern der Sache … nicht treffen, sondern völlig in die Irre führen.“ Für Wörter wie „Unternehmerplausch“ reicht die Sprachphantasie der BA-Bürokraten offenkundig nicht.

„Jobcenter“ und andere deutsche Begriffe

Andere Anglizismen, so ist sich die BA sicher, seien „fester Bestandteil einer Sprache, die in der globalisierten Geschäftswelt gesprochen wird“. Ein „Start-Up“ sei daher nicht rätselhaft, befindet die BA und fährt fort: „Wenn die BA ihren Auftrag für den Arbeitsmarkt erfüllen will, dann muß sie sich an die Gepflogenheiten und damit in bestimmten Fällen auch an die Sprache der heutigen Geschäfts- und Arbeitswelt anpassen.“ Vor allem dort, wo Blender am Werk sind, die einem das Blaue vom Himmel versprechen, sind anglizistische Nebelwörter gang und gäbe. Sind etwa deswegen in der Bundesagentur für Arbeit Wörter wie Unternehmensgründung/Jungunternehmen (BA: „Start-up“) und Ableger/Ausgründung (BA: „Spin-off“) nicht erlaubt?

Möge die Bundesagentur für Arbeit künftig doch etwas mehr Vernunft zeigen als jener Sprecher des Hamburgischen „Jobcenters“, der Anfang 2006 dem Altonaer Wochenblatt aufgeräumt erklärte: „Wir schaffen zur Zeit ein neues Corporate Design und werden in Zukunft nur deutsche Begriffe gebrauchen – wie zum Beispiel Fallmanager und Jobcenter.“ Zwar gibt es diese Mischmaschwörter tatsächlich nur im Deutschen; deswegen sind sie aber noch lange nicht deutsch.

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