Das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden wurde 1993 gegründet. Die Erinnerung an die DDR war damals noch frisch und das Pathos der Umbruchzeit lebendig. Das erlaubte es, die Doppelerfahrung von Nationalsozialismus und Kommunismus, dieses bittere Privileg der DDR-Bürger, zum Ausgangspunkt der historischen Forschung zu machen. Zur Geschichts- und Wissenschaftspolitik der Bundesrepublik, die neben Hitler keine anderen Götter duldet, stand das Institut von Anfang an schräg, wenn nicht quer.
Das zeigte sich zuletzt in der Diskussion um die Finanzierung der dubiosen Anti-Rechts-Initiativen. Die Forderung von Ministerin Kristina Schröder nach einem Demokratiebekenntnis stützt sich wesentlich auf die Arbeit des Institutsmitarbeiters Uwe Backes, der gemeinsammit dem Chemnitzer Politikwissenschaftler Eckhard Jesse eine Extremismustheorie vertritt, die den Extremismusvon links und rechts gleichermaßen für demokratie- und rechtsstaatsfeindlich hält.
Richtungswechsel hin zur NS-Geschichte
Für die Gesinnungswächter und Debattenaufseher war es nun offenbar Zeit, endlich Ordnung im Haus zu schaffen. Den Anlaß dazu bot 2010 der Fall des als CDU-nah geltenden Historikers Michael Richter, dessen biederes, aber materialreiches Buch „Die friedliche Revolution. Aufbruch zur Demokratie in Sachsen 1989/90“ in dieser Zeitung freundlich besprochen wurde. Richter hatte, bevor er 1981 in die Bundesrepublik ausreisendurfte, zwei Jahre lang mit der Stasi kooperiert. Im Windschatten dieser Personalfrage krempelte der neue Institutsleiter Günther Heydemann das Konzept des Instituts um.
In der Wochenzeitung Die Zeit stellt er jüngst die rhetorische Frage: „Was bringt uns etwa eine Dissertation zum Widerstand der Friseurzunft in Schwerin?“, und beantwortet sie gleich selbst: „Ohne die DDR-Forschung komplett aufzugeben, habe ich einen Richtungswechsel veranlaßt – hin zur NS-Geschichte. (…) Erstmals wird in einem Ost-Bundesland die NS-Geschichte von Grund auf erforscht.“ Eine ebenso überfällige wie mutige Entscheidung, das muß man wirklich sagen! Was ist zum Beispiel dran an dem Gerücht, daß die Frisuren für den Hund der Hitler-Geliebten Eva Braun in einem Dresdner Haarstudio kreiert wurden? Das Hannah-Arendt-Institut wird uns bald darüber aufklären.
JF 23/11