BERLIN. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sorgt sich um die deutsche Parteienlandschaft. Die Euro-Rettungspakete der Bundesregierung könnten deutsche Euro-Kritiker zur Gründung einer neuen, erfolgreichen Anti-Euro-Partei beflügeln. „Die Gefahr einer Anti-Euro-Partei muß man ernst nehmen“, sagte Schäuble im Interview mit der Bild-Zeitung.
Trotzdem sei die Politik der Euro-Rettung alternativlos. Würden die Garantien für die Defizitsünder nicht von Deutschland übernommen, so würde „die Wirtschaft leiden“ und „die Banken vor massiven Problemen stehen.“ Schäubles Fazit: „Ohne den Euro wären die Deutschen ärmer.“ Die Gemeinschaftswährung habe uns „gut durch die Krise gebracht.“
Euro-Kritiker in der Vergangenheit erfolglos
EU-Kritiker sind in vielen Ländern der Union ein politischer Faktor. In Deutschland hingegen spielen sie kaum eine Rolle. Der Bund Freier Bürger (1994-2000), der sich den Kampf gegen die Gemeinschaftswährung auf die Fahnen geschrieben hat, blieb bei Wahlen erfolglos. Auch Pro D-Mark (1998-2007), der Partei von Bolko Hoffmann, ist kein Durchbruch gelungen.
Die Haltung der Deutschen zum Euro war jedoch stets ablehnend. Im Juni 2010 haben sich in einer Forsa-Umfrage 55 Prozent der Befragten gegen den „Rettungsschirm“ für Griechenland ausgesprochen. Inzwischen ist mit Irland ein weiterer Schuldenstaat dazugekommen, für dessen Verbindlichkeiten die deutsche Regierung eine Garantie übernommen hat. (rg)