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O du Lindenberg

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Ein Nuschelonkel, Sprachmischer und Wortverstümmler heimst bereits den zweiten Sprachpreis ein. Der Verein Deutsche Sprache (VDS) verleiht dem Rock-Opa Udo Lindenberg den „Kulturpreis Deutsche Sprache“, wie in dieser Woche bekannt wurde. Bereits vor drei Jahren hatte das Land Rheinland-Pfalz an den „Panikrocker“ die Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache vergeben.

Mit einer Ehrung kann man gegenüber der erwünschten öffentlichen Meinung nicht viel falsch machen: Lindenberg gilt als politisch korrekter Sozialdemokrat und ist allerseits beliebt. Doch hat er diese Preise auch wirklich verdient?

Sprachpanscher Lindenberg

Schon zur Verleihung der Zuckmayer-Medaille durch Kurt Beck las man in der Frankfurter Allgemeinen: „Böse Zungen sagen, sein größtes Verdienst sei es, stets so stark zu nuscheln, daß man seine Texte nicht versteht. Wir guten Zungen aber sagen: Echt crazy, daß die People endlich gecheckt ham, wie hammermäßig der Udo drauf ist, Alter.“ Des Panikrockers Sprache ist reich mit Denglisch versetzt, so daß der Anti-Denglisch-Verein VDS sehr gute Gründe kennen muß, um Lindenberg dennoch einen mit 30.000 Euro dotierten Preis anzutragen.

Der Ausgezeichnete ist ein Sprachpräger, dessen Absonderungen nicht immer auf Gegenliebe stoßen. „Sein ganzer schluffig nölender Alles-Easy-Alter-Slang hat unseren Sprachgebrauch über Jahrzehnte geprägt bis in den absoluten Überdruß“, meint beispielsweise der Tagesspiegel. Und Der Spiegel erklärte Lindenberg zum idealen Sozi-Rocker: „Seine Texte: irgendwo zwischen nölig und kritisch, nicht umstürzlerisch und, wenn’s drauf ankommt, schön brav.“

Doch Lindenberg selbst sieht sich tatsächlich als Sprachpfleger: „Ich fand es total schwachsinnig, daß wir in der DDR keine Konzerte spielen durften, daß man sich nicht kennenlernen durfte, um gemeinsam unsere Literatur und unsere Sprache zu pflegen.“ Als Sprachschützer tritt Lindenberg auch für eine Quote für deutschsprachige Musik ein. Die Quote „sollte dazu führen, daß Radio-DJs die Freiheit haben, Musik zu bringen, die sie gut finden.

Sprachschützer Lindenberg

Statt dessen wird ihnen heute aber von vielen Sendern vorgeschrieben, zu achtzig oder neunzig Prozent englische Sachen zu spielen: Die müssen wie Sklaven auf einer Galeere ihre playlist abnudeln. Meine eigenen Songs zum Beispiel werden auf vielen Sendern nicht gespielt, weil es heißt, sie würden polarisieren. Dabei ist es ja wohl eine Tugend, wenn man Bewegung in die Gesellschaft bringt.“ Das sagte Lindenberg zur Frankfurter Allgemeinen und man kann ihm nur zustimmen.

Um die deutschsprachige Musik zu fördern, hat Lindenberg sogar eine Stiftung gegründet, die den Panikpreis ausschreibt: „Aufgerufen sind Bands, individuelle Typen und Künstler, die etwas zu sagen haben, ihre Eigenständigkeit nicht verstecken. Eingereicht werden drei neue Songs. Die Texte müssen auf Deutsch sein oder einen hohen deutschsprachigen Anteil haben. Sie sollten sich an den Aufruf von Hermann Hesse und Udo Lindenberg zur totalen Eigenständigkeit anlehnen und dies künstlerisch umsetzen.“

Schon vor zehn Jahren schlug ein Sprachwelt-Leser Lindenberg als „Sprachwahrer des Jahres“ vor. Die Wahl begründete er so: „Er hat in der heute sehr stark auf das Englische ausgerichteten Musikszene stets zur deutschen Sprache gehalten und sich zu ihr bekannt. Er ist dabei niemals der Deutschtümelei verdächtig gewesen und dabei textlich nicht auf das Niveau alberner Schlager gesunken, sondern hat im Gegenteil die deutsche Sprache um einige freche neue Wortschöpfungen bereichert.“

Es gibt also zwei Seiten des Panikrockers und bekennenden Drogenliebhabers. Die Fragen sind, ob man den Sprachpanscher oder den Sprachschützer hervorheben will, und: Stand denn kein Musiker zur Auswahl, der preiswürdiger gewesen wäre?

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