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Studienzentrum Weikersheim, Burg Lichtenberg

Bindung und Bildung

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Das Jahr ist vorbei. Weihnachten war wieder knallig, laut, bunt in Deutschland – und ein bisschen gemütlich war’s auch. Noch einen Tag Galgenfrist, dann ist das erste Jahrzehnt im neuen Jahrtausend vorbei. Wie gemütlich wird 2010? Die Spätfolgen der Wirtschaftskrise, so sagt man, könnten uns noch schwerer treffen, als die Krise selbst.

Schon in diesem Frühjahr warnte Gesine Schwan vor der Möglichkeit sozialer Unruhen. Das hätte man noch als Wahlkampfgeplänkel abtun können, schließlich wollte sie Präsidentin werden. Jetzt meldete sich aber auch noch der einflußreiche Soziologe Ulrich Beck in einem Zeit-Interview zu Wort.

Wer Schwans Aussagen für „alarmistisch“ halte, der übersehe, daß die Legitimationskrise des jetzigen Systems weit in alle Gesellschaftsteile hinein reiche. Zu den größten Verlierern der Globalisierung zählten seiner Meinung nach die Beschäftigten in „regional verhafteten“ Branchen. Für das nächste Jahr prognostiziert er „harte Arbeitskämpfe“, aber es sei offen, „wie weit es brennen wird, und wie weit es möglich sein wird, das Feuer zu löschen“.

„Unruhen gehören zur Demokratie”

Der 72 Jahre alte Jesuit, Ökonom und Theologe Friedhelm Hengsbach schlägt beim schwarz-gelben Koalitionsvertrag, der auf die Krise reagieren soll, nur die Hände über dem Kopf zusammen. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung mokiert er sich über dessen Schlüsselworte: Der Begriff „Markt“ komme 114 mal vor, das Wort „Wettbewerb“ habe er 91 mal gezählt, „soziale Gerechtigkeit“ aber nur an drei Stellen gefunden.

Wenn die Regierung nun massive soziale Einschnitte beschließe, dann würde es auch Unruhen auf der Straße geben. Diese seien notwendig, schließlich gehörten sie zur Demokratie. Momentan sei „Derartiges“ aber nicht in Sicht.

Der Soziologe Beck auf der einen Seite, der Jesuit Hengsbach auf der anderen. Freilich ist bei der Verwendung des Begriffspaars „soziale Unruhe“ noch gar nicht geklärt, was das überhaupt sein soll. Aber vom harten Arbeitskampf über Gorleben, Brokdorf bis hin zu den Pariser Vororten ist vieles denkbar. Fakt ist: Selbst die Optimisten unter uns – solche soll es ja geben – müssen eingestehen, daß es knallen kann.

Wie schützt man sich?

Wie soll ein einflußloser Einzelner damit umgehen? Wie schützt man sich? Der Arzt und Kabarettist  Eckart von Hirschhausen hat ein paar Ratschläge auf Lager, die gar nicht weit hergeholt scheinen. „Was haben wir denn übrig, wenn alles Geld weg ist?“, fragt er in einer seiner Aufführungen. „Bindung und Bildung“ lautet seine Antwort.

Damit schlägt der Komiker interessanterweise in die gleiche Kerbe wie der Jesuit Hengsbach. Für diesen ist der Begriff der „Lebensqualität“ zentral. Diese werde nicht automatisch durch höhere Einkommen erreicht. Sie hänge vielmehr mit der eigenen Zeit-Autonomie, der Privatsphäre und einer Wohnung zusammen, in denen Kinder heranwachsen und ihre Talente entwickeln können. Von Hirschhausen formuliert das so: „Reich ist, wer weiß, daß er genug hat.“

Es ist schon kurios, dass der beste Schutz vor der Finanzkrise auch das beste Mittel dagegen ist.

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