Morgen, am Nikolaustag, ist es wieder soweit. Wir gehen wieder mit den Kindern vom Dorf zum Waldrand und erwarten dort den Nikolaus. Wenn alles gut geht, kommt der brave Mann in Begleitung von Knecht Ruprecht und einem Pferd aus dem Wald gestapft.
Bereits am vergangenen Wochenende erlebten wir das Christkind, das in einer von zwei Schimmeln gezogenen Kutsche ins Nachbardorf reiste. Mitleid habe ich mit allen Kindern, denen es nicht vergönnt ist, die Nächstenliebe eines Nikolaus oder die Anmut eines Christkindes zu erfahren, sondern die mit dem kommerziellen Santa Claus vorliebnehmen müssen.
Aus den Reihen der Untergrundkämpfer für die deutsche Sprache wurde mir das folgende Schmähgedicht zugespielt, von dem ich mich hier und heute in aller Deutlichkeit distanziere, das ich Ihnen jedoch wegen seines menschen- und kulturverachtenden Inhalts nicht vorenthalten möchte. Die böswillige Behauptung, ich sei der Verfasser, verweise ich in aller Form in das Reich der Phantasie.
Santa Claus muß raus
Lieber, guter Nikolaus,
Behüt’ uns vor dem Santa Claus.
Laß uns froh und munter sein,
Wir woll’n uns übers Christkind freu’n.
Dein Konkurrent, der Ami-Claus,
So fett von dieser Ami-Braus’,
Der bleibt in unserm Schornstein stecken
Und kann uns mal die Asche schlecken.
Dem Coca-Cola-Weihnachts-Truck
Zerkratzen wir den roten Lack.
Das ganze X-Mas-Lumpenpack,
Das steckt Knecht Ruprecht in den Sack.
Mit Christmas-Songs ganz vollgedudelt
Ist die Tradition besudelt.
Wir wollen diesen Schmarr’n nicht hör’n,
Laßt Euch die Weihnacht nicht zerstör’n!
Rentier Rudolph wird geschlachtet,
Weil er die Kultur mißachtet.
Er diene uns als Festtagsschmaus.
So kommt der Frieden in das Haus.
Und den dummen Santa Claus
Werfen wir zur Tür hinaus.
Allen Lesern meiner Kolumne wünsche ich einen munteren Nikolaustag und eine friedliche und besinnliche Adventszeit.