Deutschland braucht neben einem Konjunkturaufschwung auch einen Werteaufschwung. Davon ist der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, überzeugt. Man benötige nicht nur neue Regeln für die Finanzmärkte, sondern auch für das persönliche Verhalten in Wirtschaft und Gesellschaft, sagte er vergangenen Donnerstag vor Journalisten in Berlin.
Huber stellte das „Wort“ des Rates der EKD zur Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise vor. Ein Mangel an Verantwortungsbewußtsein habe maßgeblich zur aktuellen Krise beigetragen. Die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft seien zu lange ins Hintertreffen geraten. Ein „Weiter so!“ wäre daher katastrophal, so Huber. Die durch die gegenwärtige Krise wachsenden Staatsschulden würden die nächsten Generationen massiv belasten und die sozialen Sicherungssysteme beeinträchtigen. Politiker müßten weiter schauen als bis zum Wahltermin, Unternehmer weiter als bis zum nächsten Quartalstermin.
Der EKD-Chef zeigte sich erleichtert darüber, daß kirchliche Banken aufgrund ihrer konservativen Anlagepolitik von der Finanzkrise kaum betroffen seien. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg sei eine Ausnahme, so Huber. Die Kirche hatte rund 4,3 Millionen Euro in Papieren der Investmentbank Lehman Brothers angelegt, die 2008 Insolvenz anmelden mußte.
Auf Kosten der Kinder, zu Lasten der Umwelt
In dem EKD-Papier schreibt Huber, kurzfristig angelegte Maßnahmen müßten auf ihre Vereinbarkeit mit weltweiter Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit sowie Umweltverträglichkeit überprüft werden. „Eine Stabilisierung der Märkte um den Preis weiter zunehmender Armut, auf Kosten nachfolgender Generationen oder verbunden mit weiteren Umweltbelastungen würde in kurzer Zeit die nächste Krise heraufbeschwören“, so Huber.
Nach Ansicht der EKD ist es jetzt dringend geboten, „über das Krisenmanagement hinauszudenken“. Das EKD-Papier bietet dazu zehn „Orientierungspunkte“. Darin wird für eine globale soziale Marktwirtschaft plädiert, die auch ökologischen Kriterien gerecht wird. Konjunkturprogramme sollten vorrangig am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet werden. Die Kosten der Krise müßten „vor allem von den Stärkeren getragen und dürfen nicht nur den nachfolgenden Generationen aufgebürdet werden“. Die EKD plädiert dafür, die sozialen Sicherungssysteme zu stärken und auch für die kommenden Generationen funktionsfähig zu erhalten.