BERLIN. Politiker und Angehörige von Opferverbänden haben heute in Berlin des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 gedacht. Bei einer Kranzniederlegung am Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus würdigten die Redner am Mittwochmorgen diese Erhebung gegen das SED-Regime und sprachen ihre Hochachtung denjenigen gegenüber aus, die damals unter Einsatz ihres Lebens für Freiheit und Einheit auf die Straße gegangen waren.
Die Erinnerung daran müsse wachgehalten werden, betonte die Charlottenburger Bezirksbürgermeisterin Monika Thieme (SPD). Sie kritisierte zugleich, daß in der alten Bundesrepublik der 17. Juni im Laufe der Jahre weniger als Feiertag und mehr als „freier Tag“ wahrgenommen wurde.
„Zweite deutsche Diktatur nicht vergessen“
Der Bundestagsabgeordnete Kai Wegner (CDU) erinnerte in seinem Beitrag daran, daß aus dem anfänglichen Arbeiter- ein Volksaufstand wurde. Er nannte es eine herausragende Aufgabe gerade in der Bildungspolitik, auch die „zweite deutsche Diktatur und ihre Opfer“ nicht zu vergessen. Dafür seien „authentische Erinnerungsorte“ und Zeitzeugen von größter Bedeutung, so Wegner.
Der Politiker dankte in diesem Zusammenhang ausdrücklich den „Kameraden des 17. Juni“ für ihr andauerndes Engagement. Daß es für die Opfer des Aufstandes noch kein zentrales Denkmal gibt, bezeichnete Wegner als beschämend.
Der 17. Juni sei zwar äußerlich eine Niederlage gewesen, „aber auf keinen Fall ein Irrtum“. Der Kampf für Freiheit, Demokratie und Recht habe schließlich im November 1989 und Oktober 1990 seine Erfüllung gefunden, stellte der CDU-Politiker fest.
Teil der europäischen Freiheitsgeschichte
Für die „Vereinigung 17. Juni 1953“ forderte deren Vorsitzender Carl-Wolfgang Holzapfel ein stärkeres gesamtdeutsches Bekenntnis zur Tradition dieses Freiheitskampfes. Er kritisierte, daß bis auf eine Ausnahme alle Gedenkveranstaltungen nur im ehemaligen West-Berlin stattfinden.
Unterdessen würdigte in einer Feierstunde des Deutschen Bundestages Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) den 17. Juni 1953 als „ein herausragendes Datum der jungen deutschen Geschichte“.
Den Menschen sei es damals um die Freiheit gegangen. Lammert betonte, daß seit der Wiedervereinigung die Möglichkeit bestehe, „ein gemeinsames Verständnis des 17. Juni als eines nationalen wie eines europäischen Gedenktags in Ost und West zu entwickeln“. Das Gedenken an diesen Tag sei auch ein Teil des Erinnerns an die europäische Freiheits- und Einheitsgeschichte des 20. Jahrhunderts. (vo)