Die im 32. Jahrgang monatlich erscheinende Zeitschrift Psychologie Heute befaßt sich in ihrer aktuellen Ausgabe mit dem Schwerpunktthema „Glaube und Gesundheit – Warum Hoffnung heilen kann“. Seitdem in der modernen Medizin die verblüffend alte Frage nach der Heilkraft des Glaubens wieder aufgetaucht ist, setzt man sich nun auch unbefangen und pragmatisch mit dem Einfluß von spirituellen Faktoren auseinander. „Credo consolans: Ich glaube, weil es mich tröstet“ heißt es dementsprechend im Editorial, nicht ohne den Hinweis darauf, daß es inzwischen eine Vielzahl von seriösen Studien gibt, welche die Wirkung von Gebeten auf die Genesung untersuchen und analysieren. So beten vor einer Herzoperation immerhin 97 Prozent aller Patienten, und „Beliefnet“, das weltweit größte Internetportal für Glaubensthemen, faßt seine Umfragen nach Gebetsgewohnheiten in dem kurzen, apodiktischen Satz zusammen: Smart people pray – kluge Menschen beten. Selbst im scheinbar aufgeklärten Europa sehen die Autoren immer noch eine starke religiöse Grundstimmung in der Gesellschaft. Die Überzeugung, daß sich die Menschen mit wachsender Bildung und steigendem Wohlstand auch zwangsläufig immer mehr von religiösen und spirituellen Bezügen entfernen, gerät zunehmend ins Wanken, und dies vor allem durch die für Europäer noch schwer zu begreifende Tatsache, daß die USA als Schrittmacher des technologischen Fortschritts in Glaubensfragen ein durch und durch religiöses Land sind. Fukuyamas „Ende der Geschichte“, also der endgültige Sieg der liberalen, säkularen und aufgeklärten Demokratie, habe sich eindeutig als Fehldiagnose erwiesen. Vorbei sei auf jeden Fall die Zeit, da mit herablassender Ignoranz erklärt worden sei, daß Religion allein für Arme und Alte, Kinder und Fundamentalisten wichtig sei. Der säkulare Westen komme nicht umhin, sich mit den verschiedensten spirituellen Kulten, Formen und Bedürfnissen ernsthaft auseinanderzusetzen, wenn er nicht völlig den Anschluß an die geistige Entwicklung verlieren wolle. Mehrere voneinander unabhängige Untersuchungen haben ergeben, daß Menschen, die glauben und beten, nach Operationen schneller wieder auf den Beinen waren und auch weniger Schmerzmittel benötigten. Ebenso verfügt, wer einer regelmäßigen spirituellen Praxis nachgeht, über ein stabileres Immunsystem. Erzwingen läßt sich Heilung auf spirituellem Weg allerdings nicht, jedoch ist der Unterschied im Gesundheitszustand von Gläubigen und Ungläubigen ähnlich wie der zwischen Nichtrauchern und Rauchern. Daher eröffnen bereits immer mehr Universitätsklinken Abteilungen, in denen spirituelle Praxis mit medizinischer Therapie Hand in Hand gehen. Dreiviertel der amerikanischen Hochschulen bieten Kurse in Komplementärmedizin an, und an den meisten Krankenpflegeschulen wird eine systematische Form des geistigen Heilens gelehrt. Ein Vorbild auch für hiesige Mediziner, die bislang spirituellen Heilausbildungen eher recht skeptisch gegenüberstehen. Anschrift: Beltz Verlag. Werderstr. 10, 69469 Weinheim. Einzelheft: 5,10 Euro, Jahresabo 51,20 Euro.
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