Der technische Umweltschutz hat Flüsse sauberer gemacht, Schwefel aus den Kohlekraftwerken herausgefiltert. Anlaß zum Öko-Optimismus? Nein, sagen Naturschützer mit Blick auf die neue Rote Liste der Brutvögel Deutschlands. Hier wird deutlich, was Technik allein nicht leisten kann: Der Flächenfraß der Bauwirtschaft macht den Feld- und Wiesenbrütern besonders zu schaffen. Das betrifft Arten wie Rebhuhn, Haubenlerche, Kiebitz, Bekassine und Rotschenkel, sowie Grauammer, Feldsperling, Ortolan, Heidelerche, Wendehals und Grünspecht. Insgesamt sind in Deutschland 56 Prozent der Brutvogelarten gefährdet. Im Jahre 1996 waren es noch 50 Prozent. Der „stumme“ Frühling rückt also näher. Intensive Schutzmaßnahmen haben immerhin dem Schwarzstorch, See- und Fischadler sowie Wanderfalken eine Erholung gebracht. Naturschutzgebiete allein sind besser als nichts, aber letztlich nur von begrenztem Erfolg. Einen „Naturschutz aus einem Guß“ fordern daher Naturschützer, doch das wird weder bei Wolfgang Clement, noch bei der Bauwirtschaft auf offene Ohren stoßen. Nistkästen? Aber dafür sind die Bundes- und Landesumweltminister zuständig! Nach 30 Jahren Umweltbewegung haben sich die politischen Prioritäten beim Erhalt der natürlichen Umwelt nicht gewandelt, nur das Beigrün ist hier und da etwas üppiger geworden, das Vokabular von Politikern etwas grüner. Das kommt an, nur die Wirklichkeit hält sich nicht daran. Schlagzeilen von abflachenden Wachstumsraten der Wirtschaft sprechen da schon eine ehrlichere Sprache und können in den Ohren von Naturschützern im wahrsten Sinne des Wortes nur wie Vogelgezwitscher klingen. Man muß nur genau hinhören, um das Schöne in dieser Welt zu vernehmen.
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