Herausgegeben vom Freundeskreis des Blättchens erscheint die „Zweiwochenschrift für Politik, Kunst und Wirtschaft“ im 6. Jahrgang. Einen recht deutlichen Hinweis auf die politisch-weltanschauliche Ausrichtung gewährt dabei nicht nur der leuchtend rote Einband der Zeitschrift, sondern vor allem der Abo-Service des Neuen Deutschland, der den Vertrieb des Blättchens übernommen hat. Irreführend sind die im Untertitel angezeigten Bereiche „Kunst“ und „Wirtschaft“; beide kommen entschieden zu kurz. Statt dessen konzentriert man sich ganz auf politische Aspekte, deren zumeist tagespolitischer Ansatz tiefergehende Analysen und Debatten in der Regel verhindert. Bei der Diskussion über Jörg Friedrichs Buch „Der Brand“ zum Bombenkrieg der Alliierten ist der Autor beispielsweise hin- und hergerissen zwischen der Zustimmung zu dem „Feuersturm auf deutsche Städte“, wobei er Thomas Manns „trauriges Ja zu Zerstörung seiner Geburtsstadt“ auch noch als „bewegendes Beispiel“ verherrlicht, und einem „klaren, uneingeschränkten Nein zum Krieg“. Auf den Gedanken, daß beide Positionen möglicherweise irrational und nicht miteinander vereinbar sein könnten, kommt er leider nicht. Im Blättchen publizieren auch Prominente wie Gerhard Zwerenz und Rupert Neudeck. Während Zwerenz sich über eine MDR-Reportage echauffiert, in der deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges – in diesem Falle waren es Gebirgsjäger der Wehrmacht, die im Kaukasus kämpften – nicht gänzlich als „Bestien“ oder „Unmenschen“ dargestellt wurden, berichtet Neudeck über die kürzeste Reise seines Lebens. Gemeinsam mit dem ehemaligen Bundesminister Norbert Blüm und dem Schriftsteller Günter Wallraff wollte er nach Tschetschenien reisen, um sich an Ort und Stelle ein konkretes Bild von den Menschenrechtsverletzungen durch die russische Armee zu machen. Dieser Versuch wurde jedoch von der russischen Regierung beendet, indem man ihnen die Pässe wegnahm und sie wieder in die gleiche Lufthansa-Maschine setzte, mit der sie gekommen waren. Wie den Deutschen erging es auch amerikanischen Gewerkschaftern, Katholischen Geistlichen, Greenpeace-Mitarbeitern und Journalisten. Neudecks Fazit: „Der KGB oder der Ex-KGB hat wieder die Macht übernommen in Rußland!“ Recht interessant ist ein Beitrag über die „Innere Einheit“. In Anlehnung an Rolf Schneider konstatiert der Autor eine „historisch gewachsene deutsche Uneinheitlichkeit (Nord, Süd, Ost, West)“. Dies halte jedoch die Medien nicht davon ab, weiterhin von einer „fehlenden inneren Einheit der Deutschen zu faseln“, wobei die Angehörigen der politischen Klasse ihnen darin nacheiferten. Selbst die Berliner Regierungssozialisten der PDS seien nicht weit, wenn von innerer Einheit geredet werde. Obwohl der Osten „zum Biotop deindustrialisiert“ und „seiner Intelligenz der Zugang zu den blühenden Landschaften dauerhaft verwehrt wurde“, sei „die Schimäre ‚Innere Einheit‘ nicht totzukriegen“. Anschrift: Postfach 66 01 39, 10267 Berlin. Der Einzelpreis beträgt 2,50 Euro, das Jahresabo kostet 57 Euro.
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