Ökologen der Stanford University in Kalifornien haben festgestellt, daß weniger das Bevölkerungswachstum, sondern vielmehr die steigende Anzahl von Haushalten eine übermäßige Ausbeutung von Ressourcen verursacht und zur Ausrottung von Pflanzen und Tieren führt. Eine Vergleichsanalyse der Bevölkerungsentwicklung und der Umweltbelastung in 141 Ländern ergab, daß die Anzahl der Haushalte wesentlich schneller wächst als die Bevölkerung. Ursache der Entwicklung ist der weltweite Trend zur immer kleineren Familie bis hin zum Single-Haushalt. Gleichzeitig ist der Wunsch nach größeren Wohnungen gestiegen. Die Gesamtkosten für Strom und Heizung, aber auch für andere lebensnotwendige Ressourcen, richten sich weniger nach der Anzahl der Personen, sondern mehr nach der Anzahl der Haushalte und der Art der Lebensform. Eine fünfköpfige Familie benötigt nur unwesentlich mehr Energie als eine vierköpfige. Ein Single-Haushalt in einer großzügigen Drei-Zimmer-Wohnung verschleißt das gleiche Ausmaß an Umweltressourcen wie eine Kleinfamilie mit einem Kind. Jede Scheidung verdoppelt gleichsam die Umweltbelastung. Auch bei den Lebensmitteln bietet die Lebensform der Familie im Durchschnitt eine sparsamere Haushaltsführung als die Yuppie-Partnerschaft mit ihren Fertiggerichten. Die insbesondere in westlichen Kulturen verbreitete und propagierte Lebensform, möglichst wenig Kinder, möglichst jedem seine eigene Wohnung, führt somit pro Kopf zu einer größeren Umweltbelastung als die siebenköpfige Familie in Bangladesch. Die Forderung nach einer gezielten Geburtenkontrolle aus Furcht vor einer „Überbevölkerung“ ist deshalb unmoralisch – nicht nur aus Umweltgründen.