„Beiträge zur sozialistischen Politik“ möchte die im 21. Jahrgang in Zürich erscheinende Halbjahreszeitschrift Widerspruch liefern. Schwerpunkte der jeweils etwa 200 Seiten starken Themenhefte waren bisher unter anderem „Demokratie radikal“, „Geschichte, Antisemitismus, Rassismus“, „Ethnische Politik, Krieg und Völkermord“, „EU, Schweiz und Europapolitik“, „Medien, Macht und Märkte“, „Religion und Gewalt“, „Krise des Sozialen“, „Neo-Kolonialismus“, „Zeit“, „Flüchtlinge, Migration und Integration“, „Globalisierung und Widerstand“ und zuletzt „Rechtspopulismus – Arbeit und Solidarität“. Sieht man sich dann noch die Autorenliste von Widerspruch an, auf der so einschlägig bekannte Namen wie Christoph Butterwegge, Frieder Otto Wolf, Norman Paech, Wolf-Dieter Narr, Gerd Wiegel, Michael Vester und Elmar Altvater auftauchen, ist man zunächst geneigt, das Projekt unter der Rubrik „Linkssozialistisches“ einzuordnen und abzuhaken. Zwar ist die politisch-ideologische Etikettierung auch weitgehend korrekt, aber dennoch lohnt sich die Lektüre zuweilen durchaus. Sogar die antifaschistischen Pflichtübungen zu den Themen Blocher oder Haider und FPÖ unterscheiden sich zumindest in ihrem intellektuellen Anspruch einigermaßen von dem, was man hierzulande inzwischen an Unverdaulichem, Primitivität und Stumpfsinn gewohnt ist. Wohltuend ist aber vor allem, daß man hier auf jeglichen linken Schnickschnack und jenes dämliche Lifestylegetue, das einen aus den hiesigen linksradikalen und linksliberalen Periodika mit unschöner Regelmäßigkeit förmlich anbrüllt, gänzlich verzichtet. Statt dessen wird dem Leser ein ziemlich vollständiger Überblick über deutschsprachige, frankophone und angelsächsiche Globalisierungsdebatte geboten. Punktuell zugespitzt betont Widerspruch völlig zu Recht, daß die Globalisierung keineswegs etwas Naturgegebenes oder vom Himmel Gefallenes ist, sondern eine von der internationalen Finanzwelt und den multinationalen Konzernen gewollte und fast ohne jeden Widerstand nationaler Regierungen gegen die Interessen ihrer Völker durchgesetzte Entwicklung darstellt. Mit Gewinn liest man auch die Untersuchungen über die „militarisierte Menschenrechtspolitik“ der rot-grünen Bundesregierung im Kosovo-Konflikt und die objektiven ökonomischen Gründe für die Verknappung der Zeit im Spätkapitalismus. Einmal mehr werden einem hier einige lehrreiche Lektionen in politischer Ökonomie erteilt. Nur schwer vorstellbar ist allerdings, daß dem „Diktat der Tempomacher“ mit gutgemeinten Konzepten einer „öko-sozialen Zeitpolitik“ oder einer „Strategie der Entschleunigung“ noch beizukommen ist. So sehr man sich gemeinsam mit den Autoren eine Rückgewinnung von „Zeitsouveränität“ wünschen mag, steht doch zu befürchten, daß die Neue Mitte und die Neuen Macher sich beim Exekutieren ihrer neoliberalen Wirtschaftspolitik von derlei Wunschdenken kaum beeindrucken lassen werden. „Widerspruch“. Postfach, CH-8026 Zürich. Das Jahresabo kostet 38 Mark.