BERLIN. Eine knappe absolute Mehrheit der Deutschen befürwortet die Anerkennung Palästinas als eigenen Staat. In einer aktuellen Forsa-Umfrage sagten 54 Prozent „Ja“, 31 Prozent sprachen sich dagegen aus, 15 Prozent waren unentschieden. Auftraggeber der Erhebung war die außenpolitische Zeitschrift Internationale Politik.
Zwischen Ost und West zeigen sich nur Nuancen. In Ostdeutschland liegt die Zustimmung bei 59 Prozent, im Westen bei 53 Prozent. Auffällig ist die Altersstruktur. Unter den unter 30jährigen bejahen 60 Prozent die Anerkennung, 22 Prozent lehnen sie ab. In den Gruppen der 30- bis 44jährigen sowie der 45- bis 59jährigen liegt die Zustimmung jeweils bei 50 Prozent. Bei den 60jährigen und Älteren beträgt sie 58 Prozent. Die jüngsten und ältesten Generationen sind also eher für eine Anerkennung Palästinas.
Nach Parteipräferenz ist das Bild differenziert. Unter SPD-Anhängern befürworten 52 Prozent die Anerkennung, bei der Union sind es 48 Prozent. Deutlich höhere Zustimmungswerte zeigen sich bei Grünen-Wählern mit 66 Prozent und bei der Linken mit 85 Prozent. In der AfD-Anhängerschaft unterstützen 45 Prozent die Anerkennung, 36 Prozent sind dagegen.
Deutschland stoppt Rüstungslieferungen an Israel
Der Kontext der Debatte ist international. Mehrere westliche Regierungen signalisierten jüngst Schritte in Richtung Anerkennung. Frankreich kündigte sie für September an. Auch aus Kanada und Großbritannien kamen entsprechende Ankündigungen.
Innenpolitisch fällt die Veröffentlichung der Zahlen in eine Phase, in der die Bundesregierung bestimmte Rüstungsexport-Genehmigungen an Israel aussetzt, sofern die Güter im Gazastreifen eingesetzt werden könnten. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) begründete dies mit dem israelischen Kabinettsbeschluß zu einem härteren Vorgehen in Gaza. Unter diesen Umständen genehmige Deutschland „bis auf Weiteres keine Ausfuhren von Rüstungsgütern, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen können“.
Zugleich bekräftigte Merz Israels Recht zur Selbstverteidigung sowie die Priorität von Geiselfreilassungen und Waffenstillstandsverhandlungen. Für Merz markiert der Schritt einen Kurswechsel. Im Oktober 2024 hatte er als Oppositionsführer die damalige Regierung Scholz im Bundestag scharf wegen der Exportpraxis angegriffen. Damals warf er Scholz vor, Israel in einer „prekären Situation“ im Stich zu lassen.
Die Erhebung wurde am 30. und 31. Juli 2025 unter 1.001 Befragten durchgeführt. Die statistische Fehlertoleranz beträgt drei Prozentpunkte. (sv)