BRÜSSEL. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat für eine Strecke von knapp 200 Kilometer den Privatjet genommen. Gemeinsam mit EU-Ratspräsident António Costa und Parlamentspräsidentin Roberta Metsola war sie am Freitag von Brüssel nach Luxemburg geflogen, um dort mit Premierminister Luc Frieden an den Feierlichkeiten zum Schuman-Tag teilzunehmen.
Die Strecke hätte mit dem Auto etwa zweieinhalb Stunden gedauert. Laut Kommissionssprecherin Paula Pinho sei der Charterflug notwendig gewesen, um die Terminpläne aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen. „Es war die einzige Möglichkeit, die Teilnahme aller drei Präsidenten zu ermöglichen“, sagte sie am Montag in Brüssel. Die Nutzung eines Charterfluges sei daher „gerechtfertigt“ gewesen.
Die Reise sorgt dennoch für Kritik – insbesondere angesichts der Klimaziele der EU und der öffentlichen Kampagnen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen. Der Fall reiht sich ein in eine Serie umstrittener Flugreisen von EU-Spitzenpolitikern. Bestes Beispiel: Der Flug Von der Leyens von Wien nach Bratislava im Jahr 2021. Grund für die Nutzung des Privatjets auf Kosten der EU-Steuerzahler bei einer Distanz von 47 Kilometern seien damals logistische Schwierigkeiten gewesen sowie die Sorge, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem Coronavirus anzustecken. Die JUNGE FREIHEIT berichtete.

Privatjet-Vielfliegerprogramm der EU-Spitze
Von einer Ausnahme kann allerdings keine rede sein. Von der Leyen absolvierte innerhalb von zwei Jahren 57 Privatflüge. Auch Costa war in seiner Zeit als portugiesischer Premierminister für den Einsatz eines Regierungsjets kritisiert worden. Sein Amtsvorgänger im EU-Ratspräsidium, Charles Michel, hatte 2022 bei 28 von 46 Auslandsreisen Chartermaschinen genutzt.
Die EU verfügt über keine eigene Flugzeugflotte für Offizielle. Reisen erfolgen entweder mit Linienflügen oder über gecharterte Maschinen – was regelmäßig für öffentliche Debatten sorgt. (rr)