VILLEFONTAINE. Unbekannte haben am Ostermontag ein Wohnhaus im französischen Villefontaine mit Schußwaffen und Brandsätzen attackiert. Der Angriff steht mutmaßlich mit den Anschlägen auf Gefängnisse in ganz Frankreich in Verbindung, die in der Woche zuvor verübt worden waren, berichtet der Fernsehsender TF1-Info.
Die Angreifer warfen zunächst einen Molotow-Cocktail gegen die Eingangstür des Hauses und feuerten anschließend mit einem Sturmgewehr auf das Haus. Danach hinterließen sie mehrere Graffiti mit dem Kürzel „DDPF“ – der Abkürzung für „Droit des prisonniers français“ (Deutsch: Die Rechte der französischen Gefangenen). Die Parole war auch bei vergangenen Angriffen auf Gefängnispersonal hinterlassen worden.
Das angegriffene Haus liegt in einer Nachbarschaft, in der mehrere Gefängniswärter leben. Auf das Angriffsziel selbst trifft das allerdings nicht zu. Der Sohn der Bewohner erklärte dem Sender: „Meine Eltern haben nichts mit der Berufswelt der Justiz zu tun. Es ist für sie sehr beängstigend.“
Angreifer versprechen Belohnung für weitere Angriffsziele
Die Attentäter veröffentlichten zudem ein Video, das die Ereignisse der Nacht zeigt. Dabei ist ein dunkel gekleideter Mann mit Sturmhaube zu sehen, der im Eingangsbereich eines Hauses steht und mit einem voll- oder halbautomatischen Gewehr auf dieses schießt. Die Haustür steht währenddessen in Flammen.
Auch in dem Video ist das Kürzel „DDPF“ zu sehen. Zudem verspricht die Terrorgruppe Belohnungen für weitere Hinweise auf Anschlagsziele: „1.000 Euro für jede Adresse eines Aufsehers, 2.000 Euro für jede Adresse eines Vorgesetzten der Aufseher und 5.000 Euro für jede Adresse eines Gefängnisdirektors.“
Eine Videoaufnahme zeigt den Angriff auf ein Wohnhaus im französischen Villefontaine. pic.twitter.com/KyAyWk7FGt
— HarteMate (@HarteMate) April 22, 2025
Die französische Antiterrorbehörde übernahm die Ermittlungen. Sie wirft den Angreifern das Verüben eines Terroranschlags sowie den versuchten Mord an einem Beamten vor.
Auch in anderen Städten kam es zu Brandstiftungen
Der Anschlag in Villefontaine soll dabei kein Einzelfall sein. Auch an anderen Orten kam es nach Aussage der Antiterrorbehörde zu Zerstörungen und Brandstiftungen. In Lyon wurden zwei Fahrzeuge in der Nähe des Corbas-Gefängnisses angezündet. Die Polizei verhaftete in diesem Zusammenhang einen minderjährigen Verdächtigen.
In der Nähe eines Gefängnisses in Villefranche-sur-Saône wurde etwa zeitgleich das Auto eines Gefängniswärters in Brand gesteckt. Nach Aussage der örtlichen Staatsanwaltschaft war wenige Wochen zuvor die Identität mehrerer Gefängniswärter auf TikTok veröffentlicht worden. Die Wärter hatten daraufhin Beschwerde erstattet.
Stecken Drogenbanden dahinter?
Bereits Mitte April hatten Unbekannte in mehreren französischen Städten Haftanstalten sowie Wohnhäuser von Gefängnismitarbeitern angegriffen. Dabei wurde das Kürzel „DDPF“ hinterlassen.
Mutmaßlicher Anlaß der Attacken ist eine Ankündigung des Innenministers Gérald Darmanin, Drogenkriminalität im Land stärker bekämpfen zu wollen. Bislang ist unklar, ob es sich bei den Angreifern um Drogengangs oder Linksextremisten handelt. (lb)