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Journalist las mit: Chat-Panne der US-Regierung offenbart ihre Verachtung für Europa

Journalist las mit: Chat-Panne der US-Regierung offenbart ihre Verachtung für Europa

Journalist las mit: Chat-Panne der US-Regierung offenbart ihre Verachtung für Europa

Chat. Will sich mit Friedrich Merz treffen und die Brandmauer niederreißen: US-Vizepräsident J.D. Vance. Foto: picture alliance/dpa | Sven Hoppe
Chat. Will sich mit Friedrich Merz treffen und die Brandmauer niederreißen: US-Vizepräsident J.D. Vance. Foto: picture alliance/dpa | Sven Hoppe
Verachtet Europa auch wenn er sich unbeobachtet fühlt: US-Vizepräsident J.D. Vance. Foto: picture alliance/dpa | Sven Hoppe
Journalist las mit
 

Chat-Panne der US-Regierung offenbart ihre Verachtung für Europa

In einer Chat-Gruppe besprechen hochrangige US-Beamte militärische Angriffspläne – unwissentlich unter den Augen eines Journalisten. Die Demokraten fordern nach der Enthüllung Konsequenzen.
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WASHINGTON. Der Chefredakteur des US-Magazins The Atlantic, Jeffrey Goldberg, hat berichtet, versehentlich in einen vertraulichen Gruppenchat der US-Regierung aufgenommen worden zu sein, in dem militärische Maßnahmen gegen die Houthi-Miliz im Jemen diskutiert wurden. 

Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Brian Hughes, bestätigte später die Echtheit der Kommunikation und kündigte eine interne Untersuchung an. 

Goldberg schildert in einem nun veröffentlich­ten Artikel, daß er Mitte März über die Messenger-App Signal Teil der Gruppe wurde, in der hochrangige Mitglieder der Regierung von US-Präsident Donald Trump über Angriffspläne gegen die vom Iran unterstützten Houthis berieten. Unter den Teilnehmern befanden sich laut Goldberg unter anderem Vizepräsident J.D. Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Außenminister Marco Rubio.  

Chat über „europäische Schmarotzer“

Am 12. März um 8.16 Uhr morgens eröffnete Vizepräsident Vance eine Diskussion, die für Europa von Bedeutung war: „Ich denke, wir begehen einen Fehler“, schrieb er und sprach sich damit gegen den geplanten Militärschlag aus. 

Seine Begründung: Während nur drei Prozent des amerikanischen Handels durch den Suezkanal liefen, betrage der Anteil des europäischen Handels 40 Prozent. „Ich bin mir nicht sicher, ob der Präsident sich darüber im Klaren ist, wie sehr dies seiner aktuellen Botschaft über Europa widerspricht“, fügte er hinzu. 

Daraufhin entbrannte eine Debatte darüber, ob der Angriff verschoben werden könne. Hegseth wies auf die Risiken einer Verzögerung hin. Vance entgegnete knapp: „Wenn du denkst, daß wir es tun sollten, dann tun wir es. Ich hasse es nur, Europa erneut aus der Patsche zu helfen.“ 

Diese Haltung fand Zustimmung bei Hegseth: „Ich teile deine Abscheu über Europas Schmarotzertum. Es ist erbärmlich.“ Trumps Berater Stephen Miller schaltete sich ein und forderte, den Europäern klarzumachen, daß eine Gegenleistung erwartet werde. „Wir müssen das durchsetzen“, schrieb er und fragte: „Wenn Europa uns nichts bietet, was dann?“ 

Für europäische Regierungen dürfte dies ein herber Rückschlag sein. Die Hoffnung, das Verhältnis zur US-Regierung durch persönliche Gespräche verbessern zu können, scheint damit weiter zu schwinden. Auf Goldbergs Nachfrage erklärte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, es sei nicht beabsichtigt gewesen, den Journalisten in die Konversation einzubinden. Der Vorfall werde untersucht. Die Demokraten fordern indes lückenlose Aufklärung und personelle Konsequenzen. 

Als Hegseth am 15. März mittags ankündigte, daß der Angriff in zwei Stunden stattfinden werde – und dieser dann tatsächlich erfolgte –, war Goldberg sicher, daß der Chat echt war. Nach Abschluß der Mission wurde gefeiert: „Gute Arbeit, Pete“, schrieb Außenminister Marco Rubio. „Ein guter Start“, kommentierte CIA-Direktor John Ratcliffe. (rr) 

Verachtet Europa auch wenn er sich unbeobachtet fühlt: US-Vizepräsident J.D. Vance. Foto: picture alliance/dpa | Sven Hoppe
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