WIESBADEN. Das deutsche Staatsdefizit ist 2024 auf den höchsten Wert seit 2021 gestiegen – 118,8 Milliarden Euro fehlten dem Staat im vergangenen Jahr, im Vergleich zu 2023 ist das ein Defizitzuwachs von 15 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt berichtet.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt hatte Deutschland im Jahr 2024 eine Defizitquote von 2,8 Prozent. Im Jahr davor waren es 2,5 Prozent gewesen.
Der Großteil des Finanzierungsdefizits entfiel auf den Bund. Mit 62,3 Milliarden Euro verringerte dieser sein Defizit gegenüber dem Vorjahr allerdings um 30,5 Milliarden Euro. Deutlich gestiegen ist der Geldmangel hingegen bei den Ländern und Gemeinden: Den Ländern fehlen insgesamt 27,3 Milliarden Euro, eine Verdreifachung seit dem Vorjahr. Damals betrug das Defizit lediglich neun Milliarden Euro.
Staatsdefizit steigt trotz höherer Steuereinnahmen
Das Defizit der Gemeinden erhöhte sich um 7,6 Milliarden Euro und betrug insgesamt 18,6 Milliarden Euro. Der Sozialversicherung fehlten insgesamt 10,6 Milliarden Euro. 2023 hatte dieser Sektor noch einen Überschuß von neun Milliarden Euro erreicht. Zum ersten Mal seit 2009 verzeichneten damit alle vier Teilsektoren des Staates ein Finanzierungsdefizit.
Der deutlich gestiegene Geldmangel ist um so auffälliger angesichts der Tatsache, daß die Einnahmen des Staates im vergangenen Jahr erstmals die Marke von zwei Billionen Euro überschritten. Insgesamt 2,012 Billionen Euro – oder 2.012,9 Milliarden Euro – nahm der Staat ein. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Einnahmen um 4,8 Prozent.
Die Steuereinnahmen erhöhten sich um 3,5 Prozentpunkte. Die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer stiegen um 2,4 Prozentpunkte, die Einnahmen aus Einkommenssteuern um 3,6 Prozentpunkte. Die Sozialbeträge waren um 6,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.
Die Staatsausgaben steigen stärker als die Einnahmen
Die Zinseinnahmen des Staates stiegen gegenüber dem Vorjahr um 13,9 Prozentpunkte. Zusätzliche Einnahmen entstanden auch aus dem im Dezember 2023 eingeführten CO2-Zuschlag bei der LKW-Maut.
Die Staatsausgaben stiegen dabei allerdings stärker als die Einnahmen – in Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen erhöhten sie sich um 5,3 Prozentpunkte auf 2,131 Billionen Euro.
Pflegeausgaben haben zugenommen
Die Zinsausgaben lagen um 24,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Geld-Sozialleistungen stiegen um sieben Prozentpunkte – vor allem durch höhere Ausgaben bei Renten und Pensionen. Auch die Ausgaben für Pflegegeld und Bürgergeld stiegen.
Soziale Sachleistungen nahmen um acht Prozentpunkte zu. Grund dafür waren vor allem verstärkte Ausgaben für Krankenhausbehandlungen, Medikamente und Pflege sowie höhere Ausgaben in der Jugend-, Eingliederungs- und Sozialhilfe. Subventionen sanken hingegen um 35,6 Prozentpunkte, da die Entlastungsmaßnahmen für hohe Energiepreise Ende 2023 endeten. (lb)