WIESBADEN. Die Zahl der anerkannten Staatenlosen in Deutschland hat 2023 einen neuen Höchststand erreicht. Im vergangenen Jahr hatten 29.495 Personen in der Bundesrepublik keine Staatsangehörigkeit, wie das Statistischen Bundesamts am Montag mitteilte. Verglichen mit 2022 blieb die Zahl somit fast gleich – damals zählten die Behörden 29.455 Menschen ohne Staatsbürgerschaft auf deutschem Boden.
Deutlicher wird die Zunahme mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre. Befanden sich 2014 noch 14.650 Staatenlose in Deutschland, waren es 2017 bereits 24.650. Die Zahl der betroffenen Personen hat sich seitdem konstant erhöht. Den größten Anstieg in diesem Zeitraum gab es zwischen 2014 und 2015, als die Zahl innerhalb eines Jahres um 27.03 Prozent anstieg – von 18.610 auf 22.365 Personen.
Mit 47,8 Prozent ist der größte Anteil der Staatenlosen eigenen Angaben zufolge in Syrien geboren. Das zweithäufigste Geburtsland ist Deutschland (16,9 Prozent), gefolgt vom Libanon mit 5,7 Prozent. In Israel sind 3,5 Prozent der Staatenlosen geboren, 1,4 Prozent in Rußland. Bei allen anderen ist die Herkunft unbekannt oder unter „Andere“ festgehalten.
Immer mehr Staatenlose werden eingebürgert
In Deutschland gilt eine Person als „anerkannt staatenlos“, wenn kein Staat sie gemäß dessen Gesetzen als Staatsangehörige anerkennt. Dieser Status wird in Regel durch Aufenthalts- oder Asylverfahren festgestellt. Im Gegensatz dazu haben Personen mit „ungeklärter Staatsangehörigkeit“ keine eindeutige Bestätigung ihrer Staatsangehörigkeit, und es ist unklar, ob sie einer bestimmten Nation angehören. Dieser Zustand kann beispielsweise durch fehlende Dokumente oder unklare Herkunft entstehen.
In Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern können staatenlos sein, wenn nicht mindestens ein Elternteil seit fünf Jahren in Deutschland lebt und einen unbefristeten Aufenthalt hat. Mehr als die Hälfte aller registrierten Menschen ohne Staatsbürgerschaft in der Bundesrepublik war 2023 männlich (57 Prozent), ein Viertel (25 Prozent) war unter 18 Jahre alt.
Die Bundesrepublik bürgert regelmäßig Personen ohne offizielle Staatsangehörigkeit ein, auch hier steigen die Zahlen. 2021 kam es zu etwa 1.400 Einbürgerungen, 2022 waren es mit 2.600 fast doppelt so viele. Im vergangenen Jahr waren es 3.600. (st)