BERLIN. Die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Dorothee Bär (CSU), hat ein bundesweites Verbot von Prostitution gefordert. „Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel: ein Sexkauf-Verbot in Deutschland“, sagte sie der Bild-Zeitung. Eine entsprechende Gesetzesänderung sei „zum Wohle der Frauen“.
Die 45jährige plädiert deshalb für das sogenannte nordische Modell, das unter anderem in Schweden gilt. Demnach machen sich Prostituierte nicht strafbar, Freier hingegen schon. In Schweden sei seit der Einführung des Gesetzes die Zahl der Prostituierten „drastisch“ gesunken. Bärs Meinung nach könne es keine echte Gleichberechtigung geben, „solange wir hinnehmen, daß Hunderttausende Frauen wie Sklaven behandelt werden“. Das sei ein Verstoß gegen die Menschenwürde, „den wir dringend beenden müssen“.
Institut hält Prostitutionsgesetz für verfassungswidrig
Ihren Schätzungen zufolge gibt es in der Bundesrepublik etwa 250.000 Prostituierte, die meisten von ihnen kämen aus dem Ausland. Nur eine von zehn Betroffenen sei gewerblich angemeldet, die deutliche Mehrheit lebe in der Illegalität und verrichte ihre Arbeit nicht freiwillig. „Das ist Menschenhandel mitten in Europa, es ist wie Sklavenhaltung“, monierte Bär.
Seit 2002 gibt es in Deutschland das Prostitutionsgesetz, wonach es ein legales Gewerbe ist. Dadurch habe sich laut Bär Deutschland „zum Bordell Europas entwickelt“ und sei „weltweit als Land für Sex-Tourismus sehr attraktiv“. Im Juni dieses Jahres veröffentlichte das Deutsche Institut für angewandte Kriminalitätsanalyse ein Gutachten, wonach das damals von der rot-grünen Bundesregierung eingeführte Gesetz gegen die Menschenwürde verstoße und damit verfassungswidrig sei. (st)