KÖLN. Der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns Evonik, Christian Kullmann, hat geraten, den Staat schlanker zu mchen und die Wirtschaft zu stärken, um aus der ökonomischen Krise zu kommen. Das sei ein „klassisches, einfaches Rezept“, sagte er der Neuen Zürcher Zeitung. Die Politik diskutiere nur noch über Umverteilung von Geldern und nicht mehr darüber, woher das Geld kommen solle und wie der Wohlstand gesichert werde. „Die Politik hat ein bizarres Verhältnis zur Wirtschaft entwickelt“, kritisierte er.
Im Kampf gegen die Wirtschaftskrise brauche es „schmerzhafte Einschnitte“. So solle der Staat bei den Sozialleistungen sparsamer werden. Auch müsse der Staat Asylbewerber schneller in den Arbeitsmarkt integrieren. „Es ist für mich völlig unbegreiflich, daß ein Land, das erkennbar unter Arbeitskräftemangel leidet, Migranten untersagt, zu arbeiten“, bemängelte Kullmann. „Stattdessen werden sie aus dem Sozialsystem heraus finanziert.“ Durch einen Arbeitsplatz würden Asylbewerber auch viel besser in die Gesellschaft integriert.
Großartiges Interview mit @Evonik
Chef Christian Kullmann. Er beschreibt die Herausforderungen, bietet Lösungen an und,wie immer bei ihm, eine Prise Humor auch mit dabei.#Ampelhttps://t.co/Rp1fVjbH36— Dennis Radtke (@RadtkeMdEP) June 19, 2023
Kullmann: Habeck bedrohe auch seine eigene Energiewende
Der Bundesregierung fehle für die Wirtschaftskrise in Deutschland ein realistischer Blick. Immer mehr Unternehmen wanderten wegen lahmer Bürokratie, maroder Infrastruktur und hohen Kosten ins Ausland ab. Kullmann kritisierte auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne): „Wenn Habeck hier nicht nachsteuert, ist Deutschland bald nicht nur ein ärmeres Land. Auch sein wichtiges Ziel, die Energiewende zu schaffen, würde er dann verfehlen.“
Da die Chemie-Industrie in Deutschland nur schwer wettbewerbsfähig produzieren kann, will Evonik Ende des Jahres über den Standort Deutschland entscheiden, wie der Konzernchef bekannt gab. In China mache der Konzern „sehr gute Geschäfte“, die Investitionen dort machen laut Kullmann gemessen am Gesamtportfolio gut zehn Prozent aus.
Der Evonik-Chef warnte bereits Anfang Juni vor einer schweren Wirtschaftskrise in Deutschland. (ca)