BERLIN. Sicherheitsbehörden rechnen mit über 100 Kindern von ausgereisten IS-Anhängern, die nach Deutschland zurückkehren könnten. Die Bundesregierung verfügt „derzeit über Informationen, die eine niedrige dreistellige Anzahl von Minderjährigen erwarten lassen, wobei der Großteil im Baby- beziehungsweise Kleinkindalter sein dürfte“, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, die der Welt vorliegt.
Grünen-Innenpolitikerin Irene Mihalic kritisierte diese Angaben als unzureichend. Die Bundesregierung berufe sich auf vage Informationen, ohne sich selber eine Faktenbasis zu schaffen. Dabei benötige man dringend fundierte Erkenntnisse, damit eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft gelingen könne. Mihalic forderte ein bundesweites Präventionsnetzwerk. Radikalisierung müsse bekämpft werden, „bevor sie sich in konkreten Anschlägen entlädt“, mahnte sie.
Verfassungsschutz warnt vor den Rückkehrern
Nach den immensen Gebietsverlusten des IS in Syrien und im Irak warnen Verfassungsschützer vor der Rückkehr von Frauen und Kindern dortiger Kämpfer. Eine große Rückreisewelle von Dschihadisten habe noch nicht eingesetzt, „beobachten lassen sich aber Rückreisen von Frauen, Jugendlichen und Kindern“, hatte Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen im Dezember der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Zumindest ältere Kinder könnten bereits stark radikalisiert sein, beklagte er.
Laut Bundesregierung reisten in den vergangenen Jahren etwa 960 Islamisten aus Deutschland in die Kriegsgebiete in Syrien und im Irak. Etwa zwei Drittel von ihnen sind Deutsche und damit auch ihre Kinder.
Frankreich hatte vergangene Woche die Aufnahme mehrerer Dschihadistinnen und ihrer Kinder verweigert. Die französischen Staatsbürgerinnen sollten nach Möglichkeit in Syrien vor Gericht gestellt werden, sagte ein Regierungssprecher. (ha)