Die Fernsehbilder aus Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze gehen wohl auf den Regieeinfall Dritter zurück. Den Bewohnern des Lagers stand es offen, sich mit Bussen nach Athen bringen zu lassen, doch Aktivisten animierten sie, die riskante Durchquerung des Grenzflusses zu wagen. Die politische Aktionskunst mit lebenden Menschen forderte drei Tote.
Das Aktionskonzept des Berliner „Zentrums für Politische Schönheit“ vom Sommer 2015 wurde damit klar überboten. Damals sollten die Leichen ertrunkener Asylsuchender vor das Kanzleramt gebracht und der Grundstein für ein Friedhofsfeld als „Gedenkstätte für die Opfer der militärischen Abriegelung Europas“ gelegt werden.
Verzweifelte Menschen als Statisten mißbraucht
In Milan Kunderas Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ treten westliche Künstler und Intellektuelle, von Kameras begleitet, einen „Großen Marsch“ zum Grenzfluß zwischen Thailand und Kambodscha an, um gegen den Terror der Roten Khmer zu protestieren. Für sie spricht, daß sie auf eigenes Risiko handeln und schließlich die Peinlichkeit ihres eitlen Auftritts einsehen.
Für die Regisseure von Idomeni spricht indes gar nichts. Um Publizität zu erlangen, haben sie verzweifelte Menschen als Statisten mißbraucht und neue Leichen, die Leichen der anderen, in Kauf genommen.