ANKARA. Der stellvertretende Premierminister der Türkei, Numan Kurtulmuş, hat die Anschläge auf Gebäude der Tageszeitung Hürriyet verurteilt. Damit ist der Parteifreund des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan (AKP) der erste hochrangige Politiker, der die Übergriffe kritisiert.
„Das Geschehen dieser äußerst furchtbaren Attacken der vergangenen Tage gegen Eigentum der Presse bereitet allen von uns Sorgen“, sagte er am Mittwoch ohne namentlich auf die Hürriyet einzugehen. „Als Regierung verwünschen wir diese Vorfälle und mißbilligen die Kräfte, die hinter ihnen stehen.“
Hintergrund seiner Stellungnahme waren zwei gewalttätige Übergriffe auf Gebäude des türkischen liberalen Leitmediums Hürriyet in Ankara durch marodierende Anhänger der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP. Nach einem Bericht der Zeitung erfolgte der zweite Angriff nur Stunden nachdem Erdoğan der Mediengruppe Parteilichkeit vorgeworfen hatte.
Tweet als Auslöser
Ursache des Zorns der 150 gewalttätigen AKP-Anhänger und des Vorwurfs des Staatsoberhauptes war ein Beitrag des Blatts auf Twitter, bei der es eine Äußerung des Präsidenten in einen falschen Zusammenhang gestellt hat. Erdoğan hatte mit Blick auf die schwierigen Koalitionsverhandlungen sein Bedauern über den Ausgang der Parlamentswahl im Juli ausgedrückt. „Das wäre nicht passiert, wenn 400 Mandate erreicht worden wären“, sagte Erdoğan in einer TV-Ansprache vergangene Woche. Die Hürriyet hatte zunächst getwittert, er hätte sich mit dieser Äußerung auf den kürzlich erfolgten Überfall der kurdisch-marxistischen Terrororganisation PKK bezogen.
Noch vor dem zweiten Anschlag hat die Zeitung den Tweet jedoch entfernt und sich für den Fehler entschuldigt. (cop)