ZÜRICH. Die Polizei in Zürich ist aufgefordert worden, künftig keine Angaben mehr über die Herkunft von Straftätern zu machen. Ein Antrag, den der Züricher Gemeinderat verabschiedet hat, soll nun prüfen, wie die Forderung umgesetzt werden kann. „Die Herkunftsangabe bringt für das Verbrechen keinen Erkenntnisgewinn“, begründete die sozialdemokratische Fraktionsführerin Min Li Marti den Vorstoß gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung.
Nur noch in Ausnahmefällen soll es demnach künftig möglich sein, die Herkunft eines Straftäters zu nennen. Unterschiede zwischen dem kriminellen Verhalten von Schweizern und Ausländern seien sehr gering und würden gänzlich verschwinden, berücksichtige man Faktoren wie Geschlecht oder soziale Stellung, behauptete die Sozialdemokratin. „Die heutige Praxis schürt bloß Vorurteile.“
Hoher Anteil an ausländischen Straftätern habe andere Gründe
Auch der Fraktionsführer der Grünliberalen, Samuel Dubno, zeigte sich erfreut über die Maßnahme, die von einer Koalition von Linken und Grünen mit 72 zu 46 Stimmen im Züricher Gemeinderat durchgesetzt wurde. „Wer den Schluß zieht, daß Kriminalität mit der Nationalität zu tun hat, der verwechselt Korrelation mit Kausalität.“ Für den hohen Anteil von Ausländern unter den Straftätern seien andere Faktoren ursächlich.
Für Empörung sorgte der Vorstoß bei den Konservativen. „Die Fakten muß man beim Namen nennen“, forderte der Fraktionsführer der Schweizerischen Volkspartei, Mauro Tuena. Sein Parteifreund Samuel Balsiger bezeichnete das Postulat als „Angriff aus der linken Giftküche“. Auch Roger Liebi kritisierte die Maßnahme als Versuch, Tatsachen zu vertuschen. „Glauben Sie wirklich, daß Verschweigen besser ist?“ Zürich wäre der erste Schweizer Kanton, der die Täterherkunft nicht nennt. (FA)