MÜNCHEN. „Desertec“, ein Prestigeprojekt der Erneuerbaren Energien, steht offensichtlich vor dem Aus. „Die Wahrscheinlichkeit wächst mit jedem Tag, daß wir die Gesellschaft zum Jahresende in ihrer heutigen Form abwickeln müssen“, sagte ein Beteiligter der Süddeutschen Zeitung. „Es gibt bislang keine finanzielle Basis für ihre Fortführung.“
Das 2009 gestartete Desertec-Projekt galt als eines der ehrgeizigsten Vorhaben in Sachen Erneuerbare Energien. Bis 2050 sollten unter anderem Hunderte Solar- und Windkraftwerke in Nordafrika und Nahost den eigenen sowie den europäischen Strombedarf decken. Gesellschafter wie die Deutsche Bank, der deutsche Energiekonzern RWE und sein saudisches Pendant Acwa Power rechneten mit einem Investitionsvolumen von bis zu 400 Milliarden Euro.
Europa kämpft selbst mit Überkapazitäten
Von diesen hochfliegenden Plänen ist man derzeit weit entfernt. Auch ein Notprogramm, bereits erstellte Gutachten über potentielle Standorte im Rahmen einer Beratungsfirma weiter zu nutzen, ist äußerst ungewiß. Die Idee von Desertec schien simpel. Sonnenlichtreiche Länder in Äquatornähe sollten vom technologischen Fortschritt nördlicher Industrieländer profitieren und im Gegenzug dabei helfen, deren Energiebedarf zu decken.
Fünfzehn Prozent seines Energiebedarfs sollte Europa künftig auf diesem Wege über das Mittelmeer beziehen, hofften Befürworter des Projektes. Mittlerweile haben aber Länder der Europäischen Union selbst Überkapazitäten bei den Erneuerbaren Energien angehäuft. Südliche Länder wie Marokko und Tunesien dagegen sind zwar an entsprechenden Projekten interessiert, wollen diese aber unabhängig von Desertec verwirklichen. (FA)