Angesichts der jüngsten Wahlen in Frankreich und Ungarn kann man es ja schon ein bißchen nachvollziehen, daß es der hierzulande ansässigen classe politique im Hinblick auf die anstehende Europawahl geboten erscheint, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Werbetrommel zu rühren. Gründe für mehr als nur gelinde Skepsis gegenüber dem Stimmvieh sind ja auch in ausdauernder Arbeit hausgemacht. Und angesichts des nicht erst im Umgang mit der Ausspähung durch unsere guten Freunde in Übersee und -kanal demonstrierten völligen Unverständnisses im Umgang mit den vielbeschworenen „Neuen Medien“ war auch abzusehen, daß man sich in Berlin dabei würdig auf die Nase legen würde.
In diesem Sinne: Auf, Ihr Kreativen dieses künstlerisch so bewanderten Volks! Die deutsche Vertretung der Europäischen Kommission hat Euch mit dem Mem-Generator „Face Europe“ ein vorzügliches Werkzeug an die Hand gegeben, um Eurer insgeheimen Liebe für unser Brüsseler Pantheon Ausdruck zu verleihen. Man denke immer daran – ein Bild sagt mehr, als es tausend Worte zu tun vermögen.
Geschickte Subversion
Und tut es vor allem schnell! Während des Abfassens dieser Zeilen finden sich dort noch Zuneigungsbekundungen wie: „Ich wähle Europa, weil die EU, Staubsauger über 900 Watt ab 2017 verbieten“ (Fehler im Original), „… weil ich gerade Gurken mag“ oder „… weil wir Demokratie durch ungezügelten Lobbyismus endlich überwinden müssen“. Man weiß ja nie, wie lange es dauern wird, bis ein mißgestimmter Praktikant sowas als dezente Kritik mißversteht und fortan eine strengere Moderation der Beiträge durchsetzt. Solcherlei Empfindlichkeiten sind zwar sehr bedauerlich, aber doch auch irgendwo verständlich; haben wir all den vielen, vielen Menschen, die sich für eigentlich gar nicht mal sooo viel Geld um unser gutes Leben bemühen, doch lange garstig mitgespielt. Das alles läßt sich nun aber wieder wettmachen: Bild ausgewählt, einen liebevollen Spruch überlegt und schon einen Beitrag zur Akzeptanz unserer Übermutter EU geleistet!
Mal ernsthaft, liebe „Vertretung in Deutschland“: Vertritt Dir mal lieber die Beine, und schäme Dich derweil ein wenig. Jede der unzähligen Veralberungen, die dort gerade über Dich hineinbrechen, trifft genau den/die richtige/n. Obgleich ich hier fast schon geschickte Subversion wittere, die sich bereits im Namen der Seite niederschlägt: Heißt „face“ doch, als Verb gebraucht, auch „sich jemandem/etwas stellen“ oder „die Stirn bieten“. Hosti frontem also, und der EU ein Bild ins Mäppchen.