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Ausbleibende Empörung

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In München wurden in der Nacht von Donnerstag auf Freitag vergangener Woche zwei Mädchen (15 und 16 Jahre alt) von einer Gruppe Jugendlicher sexuell belästigt und vergewaltigt. Die zwei Opfer lernten ihre Peiniger (darunter zwei weitere Mädchen) erst kurz zuvor kennen und beschlossen, mit ihnen auf eine private Feier zu gehen. Dort trank man gemeinsam Wein und Sekt – bis die Party-Stimmung umschlug.

Die mutmaßlichen Täter hielten die beiden Mädchen gegen ihren Willen fest, begrapschten und vergewaltigten sie zwei Stunden lang. Die Schülerinnen wehrten sich. Laut der Abendzeitung München soll einer der Täter sogar versucht haben, die 16jährige Schülerin mit einer Flasche zu vergewaltigen. Nach dem zweistündigen Martyrium gelang den Mädchen die Flucht zu einem Nachbarn. Der verständigte die Polizei.

Acht Tatverdächtige (zwischen 15 und 19 Jahren alt) wurden festgenommen, fünf Beschuldigte sitzen noch in Haft (darunter auch ein Mädchen), drei der Tatverdächtigen sind wieder auf freiem Fuß, weil sie sich nicht aktiv an der Tat beteiligt haben sollen. Unter den in Haft befindlichen Personen sollen zwei Intensivstraftäter sein; laut Informationen der Abendzeitung haben beide mehrere Dutzend Eintragungen. Die tz berichtet, daß einer der Haftinsassen Togolese und Mieter der Wohnung ist, in der die Vergewaltigung erfolgte.

Auf Twitter erfolgte kein Aufschrei

Eventuell hätten wir überhaupt nichts über die Gruppenvergewaltigung erfahren. Denn diese ist laut Aussage der Süddeutschen nur „durch eine Informationspanne zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft an die Öffentlichkeit gelangt“. Die öffentliche Entrüstung blieb jedoch aus. Warum eigentlich? Es ist noch keine vier Wochen her, da hat Deutschland über das Tanzkärtchen des Rainer Brüderle diskutiert. Bei Günther Jauch, bei Maybritt Illner, bei Sandra Maischberger und allen anderen Gelegenheiten empörten sich Frauen darüber, wenn Männer sagen, daß Frauen hübsch anzusehen seien.

Und jetzt? Auf Twitter erfolgte kein Aufschrei. Die, die sich vorher noch lautstark über Busen und Dirndl echauffierten, schweigen. Es gibt nur eine handvoll Mitteilungen über die Gruppenvergewaltigung an zwei Minderjährigen. Darunter empört sich jemand, daß man kritisiert, daß die beiden Mädchen zu vertrauenwürdig gewesen seien. Und eine andere fragt sich, was die beiden Mädchen zu so später Stunde noch draußen gemacht hätten. Warum schweigen die Feministinnen sonst allesamt?

Vergewaltigungen gibt es in Deutschland jeden Tag

Über den Katholiken Lohmann und seine ablehnende Haltung hinsichtlich der Abtreibung von Kindern, die durch eine Vergewaltigung gezeugt wurden, hat man sich empören können. Über das Sexualdelikt an sich oder die Täter empört sich jetzt – zumindest öffentlich – anscheindend niemand. Vielen Frauenrechtlerinnen beklagten sich statt dessen über die Verhältnisse in Indien; denn dort soll die Vergewaltigung in der Ehe laut eines Presseberichtes auch künftig straffrei bleiben.

Wer bei den Suchmaschinen den Namen einer deutschen Großstadt und den Begriff Vergewaltigung eingibt, wird sich die Augen reiben. Vergewaltigungen gibt es in Deutschland jeden Tag, mehrmals, überall. Wegen der Brüderle-Berichterstattung wurde die Seite alltagssexismus.de ins Leben gerufen. Wo bleibt die Seite alltagsvergewaltigung.de? Auch die hätte ihre Berechtigung. Aber die Empörungsmaschinerie in den Medien und in der Politik ist stumm. Warum bloß?

Die Herkunft der Täter wird verschwiegen

Vielleicht hat die Antwort auf die fehlende Empörung mit einer anderen oft gestellten Frage zu tun: In den Kommentarspalten unter den Online-Artikeln wurde oft die Frage aufgeworfen, warum die Medien die Herkunft der Täter verschweigen.

Die Herkunft der Täter ist im Einzelfall nicht entscheidend – so ist zumindest meine Meinung –, denn es macht für die Opfer wahrscheinlich keinen Unterschied, ob das Verbrechen durch einen Deutschen oder durch einen Ausländer begangen wird. Aber es ist wichtig für die Politik, ob bestimmte Straftaten von bestimmten Bevölkerungsgruppen oder -schichten überdurchschnittlich oft begangen werden. Denn nur dann kann dem überhaupt entgegengesteuert werden.

Und eine hypothetische Frage muß noch erlaubt sein: Wie würden die Medien berichten, wenn die Täter allesamt Deutsche und die zwei minderjährigen Mädchen zum Beispiel türkischer Herkunft gewesen wären? Wie wäre die Berichterstattung? Und wären unsere Politiker bei diesem Verbrechen auch stumm geblieben?

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