Haben Sie schon einmal gefürchtet, Obdachlose könnten wegen der Flüchtlingskrise hinten runter fallen? Zum Beispiel, weil Schlafstätten überbelegt sind oder die Essensausgabe bei den Tafeln rationiert werden muß. Plagt Sie die Sorge, wie wir das alles schaffen sollen, weil die Turnhalle Ihrer Kinder beschlagnahmt und zur Asylunterkunft umgewandelt wurde?
Ja? Herzlichen Glückwunsch, dann sind Sie ein „rassistischer Hetzer“ – zumindest, wenn es nach dem neuesten Leitfaden der Amadeu Antonio Stiftung über „Hetze gegen Flüchtlinge in sozialen Medien“ geht. Gefördert wurde die Handreichung vom Bundesfamilienministerium. Doch damit nicht genug der staatlichen Weihen: Auch das Bundesinnenministerium und das Bundeskriminalamt empfehlen die Broschüre wärmstens unter dem Motto „Handeln statt zusehen“.
„Abwertende Bezeichnungen wie ‘Wirtschaftsflüchtling’“
Nicht nur die Sorge um die eigenen Kinder oder Obdachlose ist laut der Stiftung rassistische Hetze. Vielmehr lauert das böse Gedankengut überall. Damit es auch jeder erkennt, liefert die Broschüre gleich zu Beginn eine Art Katalog, was alles unter rassistische Hetze fällt. So zum Beispiel: „Gegenüberstellung ‘Wir’ und ‘Die’“, „Projektionen von gesamtgesellschaftlichen Problemen wie Sexismus, Kriminalität oder Wohnungsmangel z. B. auf ‘Flüchtlinge’“, „abwertende Bezeichnungen: z. B. ‘Wirtschaftsflüchtling’“, „Kulturrassismus (‘Die passen einfach nicht zu uns’“), „Die da oben/Lügenpresse – erzählen uns eh nicht die Wahrheit“ sowie „Bin ich denn gleich Nazi, nur weil ich …/wo ist meine Meinungsfreiheit, wenn ihr meine Kommentare löscht?“
Doch Vorsicht: Nicht nur Rechtsextremisten vertreten solche Hetze. „Es sind laut unserer qualitativen Beobachtung Menschen aller Alters- und Bildungsschichten, beiderlei Geschlechts, auch mit Migrationshintergrund – mit einer leichten Verstärkung bei weißen, älteren Männern.“
Positive Gegenrede
Nachdem die Amadeu Antonio Stiftung geklärt hat, was rassistische Hetze ist und wer sie verbreitet, gibt sie mehrere Handlungsempfehlungen, wie dieser begegnet werden kann. Da wäre zum einen das Melden an die Betreiber der sozialen Netzwerke. Reicht das nicht aus, bleibt als weitere Möglichkeit die Strafanzeige.
Für diejenigen, die nicht wissen, wie man eine Strafanzeige formuliert, hat die Stiftung gleich einen Text vorformuliert, bei dem nur die Anschrift, der Angezeigte sowie der zu beanstandende Inhalt eingefügt beziehungsweise ausgetauscht werden müssen. Als weitere Strategie, um rassistischer Hetze zu begegnen, schlägt die Stiftung die sogenannte „Gegenrede“ vor.
Hier solle gezielt mit positiven Beispielen über soziale Werte wie Toleranz, Vielfalt, Freiheit und Demokratie gegen Rassismus, Haß und Gewalt argumentiert werden. So könne man aufzeigen, wie es funktioniere, die Welt besser zu machen.
Auf die eigene Gesundheit achten
Bei allem Engagement gegen rassistische Hetze rät die Broschüre den virtuellen Meinungswächtern aber auch, den „Selbstschutz“ nicht aus den Augen zu verlieren. Denn: „Sich mit flüchtlingsfeindlicher Hetze und diskriminierenden Äußerungen in den Sozialen Medien zu beschäftigen, kann sehr schnell belastend werden.“
Im Zweifel solle man daher anonym agieren. Auch müsse man auf die eigene Gesundheit achten, denn Engagement gegen rechte Hetze sei Energie raubend. Zivilcourage sei wichtig, es helfe aber niemandem, wenn die Gesundheit darunter leide.
Deswegen sei es ratsam, auch mal das Internet auszuschalten und Freude zu treffen, ein Buch zu lesen oder ins Kino zu gehen. So könne man sich vergewissern, „daß die Welt nicht nur schlecht ist“. Für schlimmere Fälle rät die Amadeu Antonio Stiftung aber zu professioneller Hilfe. Die gebe es bei Psychologen und Beratungsstellen.
„Sauerkraut, Kartoffelbrei – Bomber Harris, Feuer Frei!“
Inwieweit die Autoren solche Hilfe schon selbst in Anspruch genommen haben, ist nicht bekannt. Schaut man auf das Twitterprofil von Julia Schramm, laut Impressum eine der verantwortlichen Redakteurinnen der Handreichung, wäre dies durchaus ratsam. Die dreißigjährige frühere Piratenpolitikerin, die sich nun für die Linkspartei engagiert, schreibt über sich selbst, sie sei nicht glücklich, sie sei Marxist.
Wie so viele unglückliche Menschen ist Schramm offenbar auch vom Selbsthaß und dem Wunsch nach Tod und Zerstörung geplagt. Ihr Gefühlsleben offenbarte sie 2014 anläßlich des Jahrestags der Bombardierung Dresdens auf Twitter in den holprig zusammengezimmerten Reimen: „Sauerkraut, Kartoffelbrei – Bomber Harris, Feuer Frei!“ und „Bomber-Harris Flächenbrand – Deutschland wieder Ackerland!“