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„Fall Kurras“: Historiker fordert neue Sichtweise auf SED-Regime

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„Fall Kurras“
 

Historiker fordert neue Sichtweise auf SED-Regime

Bei einer Podiumsdiskussion der Gedenkstätte Berliner Mauer über den „Fall Kurras und die Folgen“ hat der Soziologe und Zeithistoriker Manfred Wilke eine stärker gesamtdeutsch orientierte Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur gefordert. Denn von der Westarbeit der früheren DDR-Machthaber profitiere noch heute die Linkspartei.
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Unwort, Umfrage, Alternativ

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Denkmal für Benno Ohnesorg vor der Deutschen Oper Berlin: Mythos entzaubert Foto: Wikimedia

BERLIN. Der Soziologe und Zeithistoriker Manfred Wilke hat eine stärker gesamtdeutsch orientierte Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur gefordert. Bei einer Podiumsdiskussion der Gedenkstätte Berliner Mauer über den „Fall Kurras und die Folgen“ erklärte der emeritierte Professor, die deutschen Kommunisten hätten seit den ersten Tagen der „Gruppe Ulbricht“ 1945 einen Kampf um die Macht in ganz Deutschland geführt.

Dieser sei auch nach Gründung der DDR weitergeführt worden, und deswegen habe bei allen politischen Krise der Bundesrepublik „die SED ihre Finger mit im Spiel gehabt“, so Wilke. Von der Westarbeit der früheren DDR-Machthaber – vor allem bei den Gewerkschaften – profitiere noch die heutige Linkspartei, die jetzt „die Ernte einfährt“.

Wilke, 1992 einer der Mitbegründer des Forschungsverbundes SED-Staat an der Berliner Freien Universität, sprach sich vehement für ein Ende der Fokussierung auf die Tätigkeit der Stasi aus. Dem Ministerium für Staatssicherheit sei nach der Wende die Rolle eines Sündenbocks zugewiesen worden, gemäß dem von Hans Modrow stammenden Motto „Genossen, wir brauchen Schuldige!“. Damit werde jedoch von der eigentlich verantwortlichen SED abgelenkt, die dadurch ihr politisches Überleben gesichert hat.

„Unglaublicher Propagandasieg“

Auch für die Publizistin Bettina Röhl beweist die Enthüllung der Stasi-Tätigkeit des früheren West-Berliner Polizisten Kurras, daß „68“ noch nicht Geschichte, und die Wirkung der kommunistischen Unterwanderung der Bundesrepublik noch nicht abgeschlossen sei. Der Tod des Studenten Benno Ohnesorg sei ein „unglaublicher Propagandasieg“ für die DDR gewesen, so Röhl während der Podiumsdiskussion am Dienstagabend in Berlin.

Die Offenlegung der Hintergründe des damaligen Täters trügen entscheidend dazu bei, die Mythen der Achtundsechziger zu entzaubern. In der Debatte habe sich nach Röhls Meinung allerdings noch gezeigt, daß deren Protagonisten noch immer über eine entscheidende Deutungsmacht in den Medien verfügten. (vo)

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