MÜNCHEN. Die Aussichten der deutschen Automobilindustrie haben sich erneut verschlechtert. Mehr als 43 Prozent der in der Branche tätigen Unternehmen meldeten im Juli fehlende Aufträge, wie aus einer neuen Konjunkturumfrage des ifo-Instituts hervorgeht. Gegenüber April stieg der Wert um fast die Hälfte. Damals hatten etwa 29 Prozent der Befragten einen Auftragsmangel beklagt.
Ebenso verschlechterte sich das Geschäftsklima. Im Juli notierte der Geschäftserwartungsindex bei -18,3 Punkten auf einer Skala von -100 bis 100 und damit rund neun Punkte weniger als im Vormonat. Auch andere ifo-Indikatoren verzeichneten im selben Zeitraum deutliche Rückgänge: Der Geschäftslageindex sank um 3,2 Punkte auf -6,8 Punkte, der Erwartungsindex von -21,3 Punkte auf 29,1 Punkte und der Exporterwartungsindex von -3,1 Punkte auf -16,8 Punkte. „In den nächsten Monaten ist vermutlich nicht mit einer deutlichen Verbesserung zu rechnen“, mahnte die ifo-Fachreferentin für Industrieökonomik und neue Technologien, Anita Wölfl.
Hauptgrund ist die mangelnde Nachfrage nach E-Autos
Seit Monaten leidet die Automobilndustrie in Deutschland unter einer Konjunkturkrise. Einer weiteren Umfrage des Managementberaters Horváth zufolge planen 60 Prozent der Automobilzulieferer einen Stellenabbau. „Die wirtschaftliche Situation bringt einige Unternehmen zunehmend in Bedrängnis“, erklärte Horváth-Partner und Branchenexperte Frank Göller. Die Umstellung auf die Module und Bauteile für Elektro-Fahrzeuge erfordere erhebliche Investitionen. Viele hätten zudem aufgrund der reduzierten Nachfrage hohe Umsatzeinbußen.
Bereits vergangene Woche hatte Volkswagen angekündigt, seine Produktionskapazitäten aufgrund der sinkenden Absätze um 25 Prozent drosseln zu wollen. Auch E-Autos waren vom Nachfragerückgang betroffen, wie der Konzernchef Oliver Busch mitteilte. „Wir sehen den Hochlauf der Elektromobilität in Europa etwas später“, sagte er und fügte hinzu, die Laufzeit der Verbrennermodelle „womöglich“ zu verlängern. Zur gleichen Zeit hatte der Automobilzulieferer ZF angekündigt, bis zu 14.000 von 54.000 Stellen in Deutschland zu streichen. Als Grund nannte das Unternehmen den hohen Wettbewerbs- und Kostendruck sowie die schwache Marktentwicklung für E-Autos. (kuk)