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Eine Villa in der Pariser Rue St. Honoré

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Mitte der neunziger Jahre hielten führende US-Politiker die Hoffnung für berechtigt, daß es ihnen gelingen werde, einen Friedensschluß zwischen Israel und den Palästinensern zu vermitteln. US-Präsident Bill Clinton rechnete damit, daß – nach dem Muster des israelisch-ägyptischen Friedens – die USA dann auch dem zukünftigen Palästinenserstaat finanziell helfen müßten. Um sich ein klares Bild zu verschaffen, bekam 1995 der US-Rechnungshof (Government Accountability Office/GAO) den Auftrag, eine Studie zur Finanzlage der PLO zu erstellen. Das Ergebnis war verblüffend: Das Vermögen, über das PLO-Chef Jassir Arafat allein verfügen konnte, belief sich auf etwa sechs Milliarden Dollar! Und was damals – unter Mithilfe der US-Geheimdienste – ermittelt wurde, betraf die Zeit vor der massiven offiziellen internationalen Finanzhilfe für die palästinensische Selbstverwaltung, die sich aufgrund der Osloer Vereinbarungen (1993/95) konstituierte. Der am 11. November verstorbene Palästinenserpräsident Arafat hat sich nicht nur als kampferprobter Terrorist und wendiger Politiker und Diplomat bewährt (JF 47/04), sondern auch als einfallsreicher, überaus geschickter Finanzjongleur. Denn die PLO-Milliarden wurden – laut GAO-Studie – profitabel angelegt: Bananenplantagen und Hotels, Kureinrichtungen, Speditionen, Bauunternehmen und Wertpapierfonds (darunter auch Daimler-Aktien) brachten ihm immer neues Geld. Als Sohn eines erfolgreichen Kaufmanns wußte Arafat in brillanter Art und Weise Politik und Finanzen zu vermischen. So erhielt eine aus dem Untergrund geleitete Holding aus „Solidarität mit dem leidenden palästinensischen Volk“ das Monopol des zollfreien Handels auf den Flughäfen mehrerer schwarzafrikanischer Hauptstädte – eine ergiebig sprudelnde Dollarquelle. Die Bankkonten unter verschiedenen Decknamen, deren Codes allein dem „Rais“ (Führer) Arafat bekannt waren, sind von Moskau bis Tokio, von der Schweiz, Luxemburg und den Cayman-Inseln bis selbst nach Tel Aviv weltweit gestreut. Einen herben Rückschlag erlitt Arafats Finanzimperium in der Folge seiner Parteinahme zugunsten des irakischen Präsidenten Saddam Hussein im Golfkrieg 1991. Alle Investitionen in Kuwait gingen verloren, als die Palästinenser nach dem Abzug der irakischen Besatzungstruppen aus dem arabischen Ölemirat ausgewiesen wurden. Der 2003 gestürzte Saddam Hussein hielt bis zum Schluß zu Arafats PLO – der embargogeschwächte Irak revanchierte sich mit Hunderten Millionen Dollar. Nach Bildung der Palästinensischen Autonomiebehörden begannen auch massive Zuwendungen aus der EU. Bis zum Frühjahr 2002 waren es insgesamt 4,1 Milliarden Euro. Die Höhe der Zuwendungen arabischer Ölstaaten konnte bis heute nicht genau festgestellt werden. Die Gesamtsumme der finanziellen Hilfeleistungen zugunsten der etwa 3,5 Millionen Palästinenser – bzw. ihres Kassenwarts Arafat – soll sich seriösen Finanzexperten zufolge auf schätzungsweise 5,5 Milliarden Dollar belaufen, während die Islamische Republik Iran ihre Finanzhilfe nicht bevorzugt der „weltlich-nationalen“ PLO, sondern den islamistischen Palästinensergruppen wie Hamas und Dschihad Islami zukommen ließ. Ständige Einkommen kassierte Arafat sogar von den Israelis, die ihm Millionensummen aus Steuer- und Zolleinnahmen für Güter aus den Palästinensergebieten auf PLO-Konten bei israelischen Banken überwiesen. Allein 1996 wurden Einkünfte in Höhe von 500 Millionen Dollar aus dem Treibstoffhandel in den besetzten Gebieten von den Israelis an Arafats PLO überwiesen. Als die Israelis 2001 nach Beginn der terroristischen „Zweiten Intifada“ die Transferzahlungen einstellten, sprang die EU mit zusätzlichen zehn Millionen Euro monatlich ein. Erst nachdem die israelische Regierung die „Akte Arafat“ veröffentlicht hatte, in der nachgewiesen wurde, daß die EU-Gelder auch zur Finanzierung des Selbstmordterrors eingesetzt werden, wandelte Brüssel diese Zuwendung in direkte Projektförderung um. Recherchen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ergaben, daß 1999 allein 897,6 Millionen Dollar aus den Einkünften der staatlichen Palestine Commercial Services Company spurlos verschwunden sind. 2002 gab es großes Aufsehen, als der israelische Buchhalter Ozrad Lev zugab, daß 300 Millionen Dollar aus den Einkünften der Palästinensischen Autonomiebehörden auf ein Schweizer Geheimkonto Arafats umgeleitet wurden. In dem Etat für 2003 waren 74 Millionen Dollar für das „Präsidialamt“ Arafats vorgesehen – 34 Millionen davon sind spurlos verschwunden. Eine besondere Rolle scheint Arafats in Frankreich lebende Ehefrau Suha – eine zum Islam konvertierte palästinensische Christin – gespielt zu haben. Mehrfach wurde berichtet, daß die 41jährige ehemalige Privatsekretärin Arafats eine monatliche Zuwendung von 100.000 Dollar von ihrem Mann bekomme, aus der sie ihre Suite in der Luxusherberge „Bristol“ finanzierte und unlängst eine Prachtvilla in der aristokratischen Rue St. Honoré kaufte. Die französischen Behörden eröffneten vor einigen Wochen zudem ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Finanzierung von Terrororganisationen gegen Suha Arafat. Anlaß war ein Transfer in Höhe von 11,4 Millionen Dollar von einem Konto Arafats in der Schweiz auf zwei Konten von Suha bei der Pariser Arab Bank und bei der Bank Paribas. Die geschäftstüchtige Suha steht auch nach dem Tod ihres Gatten nicht mittellos da: Premier Ahmed Kurei (vom Beruf Bankier) unterschrieb im Namen der Palästinenser einen Vertrag, der Suha und ihrer neunjährigen Tochter Zahwa eine „Starthilfe“ von 60 Millionen Dollar und im weiteren 22 Millionen Dollar zusichert. Andere Quellen (etwa der Corriere della Sera) sprechen von 20 Millionen Dollar Starthilfe und 35.000 Dollar monatlich. Das läßt vermuten, daß Suha über das berühmt-berüchtigte „Schwarze Notizbuch“ verfügte, in dem Arafat alles aufgezeichnet haben soll, was den Zugang zu dem undurchschaubaren Milliardenvermögen ermöglicht. Daß sie ihre Rechte nun „verkauft“ hat, überrascht nicht – das alleinige Verfügungsrecht über die PLO-Milliarden hätte sie nicht lange überlebt. Foto: Arafat mit Ehefrau Suha: Verfügte auch über Millionensummen auf PLO-Konten bei israelischen Banken

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