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Ralph Giordano

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Zu den Lieblingsredewendungen von Peter Scholl-Latour zählt ein Zitat Bernard Shaws: „Beware of old men, they have nothing to lose – Nehmt euch vor alten Männern in acht, sie haben nichts zu verlieren.“ Dieser Satz fällt einem ein, wenn man den Beitrag des 86jährigen Publizisten Ralph Giordano in der FAZ vom 3. April liest.

In einer donnernden Brandrede verschärft Giordano seine Kritik an der Islamisierung Deutschlands, die er schon im Zusammenhang mit seiner Ablehnung des Baus einer Ditib-Großmoschee in Köln vorgetragen hatte. Unter der Überschrift „Schluß mit der deutschen Feigheit!“ fordert Giordano, daß endlich „Klartext“ gesprochen werden müsse über die „Langzeitstrategie einer schleichenden Islamisierung im Herzen Europas“, geißelt demgegenüber „professionelle Kreidefresser“, „Gutmenschen vom Dienst“, „deutsche Pauschalumarmer“, „xenophile Einäugige“, „Multikulti-Illusionisten“ und „Beschwichtigungsapostel“, die vor den Islamverbänden in die Knie gehen.

Bemerkenswert ist, daß Giordano, der selbst das Dritte Reich mit seiner nach den NS-Rassegesetzen verfolgten Familie in einem Hamburger Keller überlebt hat, die Ursache für die „deutsche Duckmäuserei“ in einem „aus der Nazi-Zeit nachwirkenden Schulddruck“ ausmacht und der politischen Klasse vorhält, die daraus resultierende verbreitete Furcht, als ausländerfeindlich beschimpft zu werden, instrumentalisiert zu haben.

Giordano berührt hier einen wichtigen Punkt. Nur: Er ist bis vor kurzem Teil dieser politischen Klasse gewesen und hat maßgeblich daran mitgewirkt, daß ein solchermaßen politisch krankhafter „Schulddruck“ entstehen konnte, der wohlverstandene Vergangenheitsaufarbeitung zu nationalem Selbsthaß pervertierte. Man muß deshalb – entgegen Giordanos These – offenbar doch Überlebender des Holocaust sein, „um mit Selbstbewußtsein auf seiner kulturellen Selbstbehauptung zu bestehen“: Derselbe Text aus der Feder eines jungen deutschen Journalisten mit Durchschnittsbiographie – wäre er von der FAZ gedruckt worden? Wohl kaum. Schließlich ist es den Deutschen durch Hunderte „Rechtsextremismus-Studien“ und „Kampf gegen Rechts“-Projekte an Kindergärten, Schulen und Universitäten erfolgreich ausgetrieben worden, sich je wieder kulturell behaupten zu wollen. Man kann nicht jahrzehntelang die Deutschen am Nasenring durch die Manege führen und dann überrascht sein, wenn sie den aufrechten Gang verlernt haben.

Die auf Dauer gestellte obsessive Hysterie über eine vermeintliche „rechte Gefahr“ paßt zu einer Gesellschaft, die viel von Zivilcourage spricht, tatsächlich aber vor den realen Gefahren kapituliert und mit Händen in den Hosentaschen zusieht, wie Stadtteil um Stadtteil kulturell umkippt und anstelle einer Integration von Einwanderern die Desintegration und Vertreibung der deutschen Wohnbevölkerung stattfindet. Ralph Giordanos Appell würde an Gewicht gewinnen, wenn er seine vergangene publizistische Rolle einer selbstkritischen Revision unterzöge.

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